Tja, wie soll ich es bloß sagen? Na gut, hilft alles nichts. Leute, ich muss euch da was beichten. Ich bin kein Black Metal Fan. Entsprechend habe ich auch keinen blassen Schimmer, wer da was zu sagen hat, was da jetzt gut und was nicht ist, usw.. Und ja, ihr da draußen, die ihr dieser hartmetallischen Randnische frönt, ihr könnt und dürft mich nun zurecht verteufeln, warum denn dann ausgerechnet ich das Debüt “In Death I Shall Arise” der Osloer Tilintetgjort (zu deutsch: Vernichtet/Ausgerottet) besprechen muss? Auch noch das Debüt?! Wenn man die Band wenigstens schon kennen würde und das ihr fünfzehntes Album wäre, ja dann könnte der olle Riedinger hier doch seinen dilettantischen Stuss verzapfen wie er will! Aber nein, jetzt muss man sich auch noch auf das Urteil eines Laien verlassen. Pah!
Die Wahrheit ist, ich habe mir Tilintetgjort wegen des geilen Artworks unter den Nagel gerissen. Aber hey, wenigstens das kann ich beurteilen und Stittel Sinnhold hat mit seinem Frontcover eine wirklich tolle Arbeit geleistet. Ein wahres Kunstwerk, ein wahres Meisterwerk. Und für Black Metal auch verdammt viel Farbe. So. Dann wäre das schon mal geklärt. Optik des Gatefold-Releases: volle Punktzahl. Und wem das Anzuschauende einer Platte so wichtig ist wie das Anzuhörende, der/die kann bedenkenlos zugreifen. Absolut subjektiv jetzt natürlich, diese Aussage.
Auch die folgende Einschätzung des musikalischen Inhalts ist absolut subjektiv, weil objektive, sprich fachlich fundierte Sichtweise, wie zugegeben ja gar nicht vorhanden ist. Und mit so Sätzen wie “Tilintetgjort klingen wie…” kann ich logischerweise eh nicht dienen. Aber hey, wenigstens war ich ehrlich und versuche hier nicht irgendwas Superschlaues vorzugaukeln. Gnade vor Recht also bitte. Bitte!
Was ich jedenfalls sagen kann: Tilintetgjort halten das Tempo durchgehend verdammt hoch. Kaum mal eine Verschnaufpause gönnen uns die sechs Kompositionen. Da wird geblastet was das Zeug hält. Und auch sonst wird auf technisch hohem Niveau musiziert. Aber was? Nur sechs Songs?! Ja richtig, der abschließende “Dommedagsmonument” ist aber in drei Parts unterteilt, was den Song an sich tatsächlich zu einem Monument macht. Auch, weil er tatsächlich verschiedene Stile beinhaltet. Unter anderem meinen persönlichen Höhepunkt des Albums. Das müsste dann “Part III: In Death” sein. Das Teil klingt halt echt nach Punk. Vermischt mit ein paar ziemlich kruden und abgefahrenen Soloparts. Wenn Black Metal immer so wäre, ja dann…
Überhaupt ist die B-Seite (hier: “Side Wildcard”) der A-Seite (oder auch: “Side Implication”) dank ihrer Vielseitigkeit haushoch überlegen. Klar, man muss extrem harte Gitarrenmusik schon mögen, aber hier gibt es so einiges zu entdecken und der Unterthaltungsfaktor ist hoch. Während die erste Seite noch nach Einheitsbrei klingt, verfolgt die zweite Seite einen geradezu progressiven Ansatz. Würden Porcupine Tree Black Metal machen, dann könnte in etwa das hier dabei rauskommen und es wird klar, dass Tilintetgjort gekommen sind, um einem auf der Stelle tretenden Genre ein bisschen auf die Sprünge zu helfen.
Spannend also sicherlich für alle Black Metal Fans. Mal was Neues, ohne dass die alten Ideale verraten werden. Ist jetzt aber eine vorsichtige, ja ganz vorsichtige Ansage von einem, der eigentlich gar keine Ahnung hat. Allerdings: “In Death I Shall Arise” ist immerhin schon die zweite Black Metal-Scheibe, die ich für den Keks bespreche. Und ähnlich wie vergangenen Oktober Blodhemn mit dem Album “Sverger Hemn” ganz ordentlich davon gekommen sind, kann ich auch Tilintetgjort dank der deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit ein gutes Attest ausstellen. Zum Fan-werden des Genres reicht’s wahrscheinlich aber trotzdem nicht ganz. Für den Job gibt es ja aber Gott (seriously??) sei Dank andere. Ihr wisst, wer ihr seid; checkt Tilintetgjort auf jeden Fall mal ab.
Dark Essence Records unterstützt euch dabei und stellt den Tonträger zur Verfügung. Zu beziehen z.B. bei JPC.