Der Sänger im Roggen von Tom the One. Beides wirklich ein interessanter Titel.
Ich sage es gleich vorneweg: wer Singer-Songwriter mag, liegt hier richtig. Das ganze noch sozialkritisch, tortzdem eigen und dem Genre üblich, herzlich, schmerzlich und berührend; immer noch richtig.
Wer Mundart mag, und vor allem Richtung Bayern / Österreich unterwegs ist, der ist hier genau richtig!
Und nun denke ich, habe ich nicht zu viele neue Hörer*innen eingeschränkt, denn die Musik von Tom the One ist klasse! Mundart versteht halt nur nicht a jeda.
Meine 2Cents zu Mundart sind: wer singen kann, der ist auch schnell im Übersetzen von Dialekten. Der kommt oft ganz gut klar mit neuen Sprachmelodien; klar, wer fremde Sprachen spricht, wohl auch. Das grenzt aber schon ganz ordentlich ein und ich hoffe, ich kann euch ein wenig den Mund wässrig machen und ihr gebt Tom eine Chance!
Eigentlich singt Tom bei einer Mundart-Punkband namens Glue Crew (rockig, amerikanischer Punkrock, erschienen bei SBÄM Records) und hat hier sein erstes Solo-Album veröffentlicht. Ich finde, dass man ihn für diesen Mut schon mal hemmungslos mögen muss!
Tom the One ist ein etwas (freundlich) verkniffen dreinschauender junger Mann, der in einem Feld steht mit seiner Gitarre. So das Coverfoto mit dem bereits erwähnten Titel.
Das wirkt erstmal etwas Hippie-esk, ist aber so gar nicht gemeint. Auf der Rückseite erklärt das nächste Bild aber: Tom erhebt das Mikrophon aus den…. ja was sind denn das für Pflanzen, Mais ist des koina.
Ihr merkt, die Musik ist reduziert, nicht zu überladen. Mal hilft ein Piano, mal ein bisschen Background Gesang, ab und an dann doch auch mal Bass, Schlagzeug und Gitarre.
Der Singer-Songwriter Tom bleibt aber mit seiner Gitarre und der leicht rauchigen Stimmer immer im Vordergrund. Durch seine Spielweise sind die meisten Songs schon sehr punkig angeraut, das Tempo ist etwas höher, bleich gleichbleibender Akkordzahl. Hat dann aber auch etwas Folkloristisches, nicht wahr?
Tom singt mit einem lachenden und einem weinenden Auge humorvoll über das, was ihm so passiert. Alltägliches. Zwischenmenschliches.
“7 Leben” sagt: wie schön wäre es, wenn ich 7 Leben hätte, dann könnte ich dir sechs davon abgeben. Viele sehr erhebende Gedanken tummeln sich in den zehn Songs.
Eine lustige Geschichte ist die seines “..vodda hod a crystal-meth-labor” (Mein Vater hat ein Crystal-Meth-Labor)
Koana hätt sie docht, dass er moi reich is oder dass aus eam no moi wos werd
nie wieder, dass i wos vom McDrive friss, weil jetzt steht mei Vodda hinterm Herd
Ois wos er kocht is immer bio, die Zutaten san aus der Region
Er schofft jeden Tog a poa Kilo und jeder griagt sei Tagesration
Er spielt sehr cool mit seinem Songwriting, erinnert mich sehr an Das Gedöhnstier, der aus der Offenburger Gegend in Baden-Württemberg kommt.
Erschienen bei Stuhl Records die, wenn ich es recht recherchiert habe, bisher recht wenige Releases raubrachte, da sich das Label 2017 für die eigene Band gegründet hat. Nachdem diese nun aufgelöst ist, man sich aufmacht, neuen Stuff aus dem Internet zu ziehen. Frei nach dem Motto: don’t search me, we’ll find you.
Gibt es hier bei Stuhl Records Bandcamp. 200 Stück. Schwarzes Vinyl, im Textschuber.
Erschienen im April 2023.