Auch wenn der Bandname nach den falsch gewählten physikalischen Einheiten auf einen gewissen Humor schließen ließe, zeigen Vier Meter Hustensaft klare Kante zu allen aktuellen Themen. Elf Songs röhrt sich Yvonne durch etwas über 30 Minuten feinstem Deutsch-Punk aus Erkrath. Erkrath ist ja nicht soweit von Düsseldorf entfernt, wo Ende der 70er Jahre mal die Keimzelle des Deutschpunks entstand.
Vier Meter Hustensaft machen für sich geltend die erste Band der Isolation (März 2020) zu sein – hat Corona doch gute Seiten? Ziel, war es aus der Gesamt-Gemengelage der Welt den Arschtritt zu verpassen, den der Planet anscheinend dringend braucht.
Selbstverständlich kann zwischen den Bands von heute und vor vierzig Jahren keine Parallelen ziehen. Außer wenigen wie den Fehlfarben und den Toten Hosen, gibt es auch nur wenige, welche die vier Dekaden erfolgreich überstanden haben. Dagegen spielen heute Vier Meter Hustensaft deutlich politischeren Punk.
Das Quartett Yvonne (Gesang), Phil (Gitarre und Gesang), Andy (Bassgitarre und Gesang) und Jonas (Schlagzeug), mussten, da vom eigenen Label im Stich gelassen, für die Vinyl-Ausgabe ihres Albums “Influenza” zum Crowdfunding zurückgreifen. So ist es 33 Unterstützer:innen zu verdanken, das wir dieses Album in den Händen halten dürfen. Dafür Danke!
Musikalisch reißt die Band vom ersten Ton an mit und zeigt über die elf Songs ihre ganze Kreativität von Punk über Rock bis zum Metal – alles findet sich hier auf “Influenza” wieder. Das Motto ist eigentlich so simpel, dass es fast genial ist: “Gedanken in Musik verpackt, Rhythmen die ein jeder mag, die Sprache die ein jeder spricht, das ist die Macht der Musik”. So heißt es im ersten Song “Die Macht der Musik”. Aber Vier Meter Hustensaft haben auch zu weitaus relevanteren Themen eine Meinung: “Auf der Flucht”, Niemals Faschismus” oder “Uniform” sprechen eine sehr deutliche Sprache und nehmen politisch eine eindeutige Haltung ein. Auch “Instafame” ist ein toller Song, der die Social Media-Likes sehr kritisch darstellt und unbedingt zum Nachdenken anregen sollte.
Übrigens haben die Vier Meter Hustensaft im Mai bei einem Festival mitgespielt, bei dem auch die KLAUS K!NKS mit unserer Redakteurin Nathalie als Sängerin zum Tanz aufgespielt haben.
Fazit: der Arbeit des Drummers Jonas hört man an vielen Stellen seine musikalische Metal-Core Vergangenheit aus der Band Northern Lights an. Der Bursche weiß, wie man die gespannten Felle in treibende Rhythmen verwandelt. Aber auch die Fraktion an den Saiten, leisten gute Arbeit. Manchmal blitzen Soli durch, aber die meiste Zeit stellen sich die Gitarren in den Dienst der Songs und sägen sich durch die Tracks, nicht ohne die ein oder andere schöne Melodie dem Hörer zu kredenzen. Gerade bei den Saitenspielern, spielen Vier Meter Hustensaft ihre Metall-Fähigkeiten aus. Diese Energie gepaart mit den Drums treiben die Songs enorm nach vorne – nur selten wird der Fuß vom Gas genommen
Der Gesang ist eine Waffe! Yvonne, die Sängerin röhrt sich durch gute deutsche Texte und bildet so ebenfalls ein musikalisches Wiedererkennungsmerkmal der Band. Ich bin gespannt, wie sich Vier Meter Hustensaft vor dem Hintergrund der historischen Größen aus Düsseldorf entwickeln werden. In diesem Sinne, das Debütalbum “Influenza” ,einer hoffentlich langen Diskographie über die Band selbst, sichern.