Jeri hat vor Kurzem erst zusammen mit ihrer Freundin Crise das FAUCHKRAMPF!-Label zur Unterstützung und Sichtbarmachung von FLINT-Musiker*innen gegründet. Dazu könnt ihr gern auch noch einmal unser Trigespräch lesen, in dem es auch um die Interview-Reihe “Frauen im Musikbusiness” und Feminismus ging. Heute stellt uns Jeri aber an dieser Stelle ihre ganz persönliche Vinylsünde vor:
Ich sammle seit etwa 13 Jahren Schallplatten. Zu Beginn habe ich mir einfach alles unsortiert ins Regal gestellt, auch damit es etwas voller aussieht. Mal ehrlich, wer hat das nicht gemacht!? Neben Amiga-Märchen-LPs und alten DDR-Rockplatten meiner Eltern, habe ich Stück für Stück eine beachtliche Sammlung Punk-, Grunge und Waveplatten erwachsen lassen. Einige seltene Schätze liegen darin verborgen: Das ikonische Debütalbum der Dresden Dolls z.B., daneben steht halb zerfetzt „Celebrity Skin“ von Hole (Erstpressung!), vier Alben der Garageband Coathangers, Punk-Raritäten wie Swoons und Scattergun, Elektrokram wie das Bierbeben oder Mediengruppe Telekommander, eine Indiehitparade sondergleichen (Grizzly Bear, Foo Fighters, Portugal. The Man, The Kills etc.) aber auch tolle düstere Sachen wie Belgrado und The Cure.
Auf meine Sammlung bin ich nicht nur stolz, ich höre die Scheiben immer wieder mit viel Aufmerksamkeit und Begeisterung. Ich behaupte auch, zu jedem Album eine ganz besondere Geschichte zu haben – was natürlich nicht stimmt, aber dazu führt, dass andere schwer beeindruckt sind. Image ist alles!
Ich liebe Schallplatten. Wirklich. Ich stehe derbe auf Punkmusik und alles, was mir scheppernd in den Ohren klingelt. Laut, anstrengend, dröhnend. Ich finds geil, wenn Texte politisch, klug oder einfach so deep sind, dass mir die Lyrics ewig nicht aus dem Kopf gehen und ich bewegt die Haare schüttle und denke: Yes. Music is power.
Kann mir irgendwer bitte sagen, warum ich unter all diesen Umständen im Besitz einer 12 Inch-Single(!) von MIAs deutschlandverherrlichender Hymne „Was es ist“ bin? Irgendwer? War das eine Phase? Vermutlich ja. Schäme ich mich dafür? Irgendwie nicht. Warum oute ich mich dann? Weil wir alle nicht perfekt sind und Stil sich erst entwickeln muss. Letzte Frage: Ist Deutschland scheiße und sollte nicht so bescheuert stolz besungen werden?
Ja.
Ich sags ganz ehrlich, ich hab auch noch ganze Album „Stille Post“ dazu. Irgendwie fand ich den Groove und die Sängerin Mieze damals gut, außerdem wollte ich von Berufswegen gern Djane werden und habe tanzbares gesucht. Was sollen die Ausreden? Heute bin ich einfach nur schockiert, denn diese Platte in der Hand zu halten fühlt sich an wie ein altes Foto auszugraben, auf dem man ein peinliches Shirt oder ein Matrosenkleid trägt, obwohl man schon längst mit Heavy Metal geimpft wurde.
In diesem Sinne: Keep on rocking – Deutschland halt‘s Maul!