Die meisten von euch dürften Ronja vom Plastic Bomb bereits kennen und umso mehr freue ich mich, dass sie uns heute hier ihre Vinylsünde vorstellt – gerade weil ich sehr oft höre “Frauen sammeln wohl anscheinend kein Vinyl” – stimmt nicht!
Falls ihr noch etwas mehr über Ronja erfahren wollt, könnt ihr auch noch einmal in das Interview mit ihr bei “Frauen im Musikbusiness” reinschnuppern. Und jetzt Bahn frei für Ronjas Vinylsünde:
Ich bin Ronja, Inhaberin und Musik-Einkäuferin des Plastic Bomb Mailorder. Ich schreibe auch fürs hauseigene Musik-Magazin, unter anderem Plattenkritiken. Das sind zwei sehr toxische Wege, um an neue Schallplatten zu kommen.
Rezensionsplatten, die bei uns eintrudeln und auf mich einen ansprechenden Eindruck machen, landen natürlich auf meinem Stapel. Für den Mailorder sichte ich täglich Großhandelslisten und kann mir den heißen Scheiß zum günstigen Großhandelspreis mitbestellen, auch die Platten, die ihren Weg nicht in unseren Shop finden… was schnell mal in eine Einkaufsorgie ausartet.
Damit mein Plattenregal daheim nicht überquillt und ich meinem Anspruch, den Überblick zu behalten, nachkommen kann, wird regelmäßig aussortiert. Ein strenges System aus den einfachen Kategorien „Stapel vorm Regal“, den „bereits einsortiert aber noch ein Stück raus gezogen“ und den „komplett eingeräumten“ Platten helfen mir dabei.
Der nächste große Vorteil an meinem Job ist, dass es im Plastic Bomb Shop eine 2nd Hand Abteilung gibt, in der regelmäßig meine privaten Platten laden, die ich zwar gekauft, aber dann doch für „nicht ganz so geil“ befunden habe. Oder die beim genaueren Hinhören einfach nur genervt haben.
Es gibt allerdings ein Fach in meinem Regal, ganz oben, wo ich mir in den seltenen Fällen, in denen ich da dran will, einen Hocker holen muss: Die klassischen „Nostalgie Platten“ die ich zwar seit Jahren nicht mehr höre, aber nie weggeben würde. Die Platten dürfen nicht mit in die normale Sammlung, da würden sie nur Platz wegnehmen, sie müssen in ihrem stiefkindlichen Fach ganz oben stehen und auf ihren Einsatz warten.
Da sich durch dieses System so gesehen keine „Sünden“ unter meinen Platten befinden, greife ich in das Fach ganz oben und DA steht sie. Die blau-transparente Lp von VS Versus, der Band aus… Köln? Brühl? Musikalisch nicht hörbar. Kaum zu ertragen. War sie vom ersten Tag an nicht. Ein Song schlimmer als der Nächste, bis der Dudelsack einsetzt, da ist dann alles vorbei.
Rumpeliger Streetpunk Deutschpunk Hardcore mit vollkommen unfähigem Gesang und holperiger Songstruktur. Und wie gesagt, es gibt auch einen Dudelsack, ein Instrument, das auch ohne die unpassende Soundkulisse schon fraglich ist, aber hier endgültig den Toleranzrahmen sprengt.
Aber natürlich ist der Grund, warum die Platte trotzdem bei mir bleiben darf ein nostalgischer, eine befreundete Band, befreundete Labels und noch geiler: Das komplette Cover ist eine Kollage aus süßen Teenager-Fotos von den Menschen, mit denen ich zur Zeit der Albumveröffentlichung sehr viel Zeit verbracht habe. Krönender Höhepunkt: Ein richtig eklig schönes Knutschfoto von mir und meinem damals-Freund Henni. Richtig schnulzig.
Aber ich hab das Werk anlässlich dieses Textes hier nochmal überprüft: Musikalisch eine Vollkatastrophe.
Schöne Anekdote , die Sache mit der Fotocollage und dem Knutschfoto ! Ich liebe ja solche Geschichten rund um Musik .
Ich wette , ich habe auch Platten im Regal die ich musikalisch furchtbar finde aber nie abgeben würde.
Oh ja , zum Beispiel eine LP der Berliner Zollkapelle -Blasmusik und Märsche (würg ) .Aber ein Onkel von nir spielte Susaphon darauf !