BÄMM! – Geblitzt mit 125 in der Ortschaft! Gottseidank mit 125 bpm, die maschinenexakt von Werner Karloff aus den Boxen gedrückt werden. Hier gleich das Video des Openers, in dem der mexikanische Tastengott alles zusammenmixt, was einen geilen 80er-Sound ausmacht: Stakkato-Beat (leicht EBM), dann einsetzender Synthieklangteppich, Drums, Handclaps, Spacegeräusche – fertig. Bereits nach unter einer Minute glücklich. Dann kommt als Amarenakirsche eine ebenso simple wie eingängige Melodie dazu. Und damit nicht genug, Werner Karloff singt diesen Song auf deutsch. Und warum? Weil er es kann, Leute. Der Song bleibt schön mit 125 auf der linken Spur, Blinker links und wird mal rauf und mal runter gebridged. Sensación real!!!
Aber damit nicht genug. Werner Karloff klingt im zweiten Song “Sons of Snake” mal so richtig nach DAF und Tommi Stumpff. Der Text bleibt übersichtlich:
Sons of snake
A lie hides past mistakes
who kills in the name of their faith?
the snake gave you freedom
in the shadows the truth hides
Aber warum viel Worte machen, wenn man so geile Sequenzen raushauen kann? Wieder diese typischen Collagen und der aggresive Beat und eine Stakkatomelodie, die in die Beine geht und zum Tanzen animiert. Dazu die befehlsartige Stimme mit dem DAF-Touch. Das kann man gerne auch mal über Zimmerlautstärke hören. Am Ende des Songs gibt es noch mal zahlreiche Space-Geräusche, frei nach dem Motto: alles muß raus oder viel hilft viel. Einfach herrlich.
Und dann geht es weiter, ein echter Ohrwurm lauert da auf dem orangen Vinyl am Ende der A-Seite: “TV-News” könnte aus der Feder eines Italo-Disco-Schreibers stammen. Die Melodie ist zuckersüß und schlängelt sich in den Kopf – lediglich die tiefe Stimmlage und der unterkühlte Beat halten den Song im Kontext der 80er-Elektro-Künstler wie Palais Schaumburg und dem ganzen Düsseldorfer Umfeld.
Seite B rotzt mir direkt die Hi-Hats um die Ohren. Der Titelsong “Illuminated Displays” beschäftigt sich mit dem Mensch-Maschine-Konflikt. Die charakteristsichen Klangteppiche sind ebenso vorhanden wie dieser unbarmherzige nach vorne treibende Beat. “Alles” hat wieder diesen minimal, aber eingängigen Text:
Alles
Alles
Alles gegen falsche Menschen
Alles
Alles
Alles gegen falsche Helden
Alle gegen Alle
Wer ist wer?
Das Finale wird mit einer Synthiefrequenz eingeläutet, die mich an die frühen Front 242 erinnern. Diese wird dann mit einer sirenartigen Melodie weitergeführt. “80s Horror Films” spielt mit einem Wechsel zwischen Italo-Disco, Wave und tranceartigen Sequenzen, die an John-Carpenter-Filme erinnern. Das ist wahrlich “esto es cine en pantalla grande” oder einfach großes Kino.
Werner Karloff ist ein Künstler aus Mexico City, dessen musikalische Vorlieben auf Einflüssen wie Coldwave, Synthwave, Post Punk, New Wave und Minimal Synth basieren. Der deutlichste und primäre Einfluss kommt aus der deutschen Szene der 80er Jahre – der NDW. Man erkennt Zitate und Einflüsse wie Stratis, Andi Arroganti, Palais Schaumburg, DAF, Tommi Stumpff, Der Plan, Der Pyrolator und der Elektroszene Düsseldorf. In diesen Kupferkessel scheint Werner Karloff ein paar Mal gefallen zu sein – aber daneben ist er auch vom italienischen Futurismus und dem deutschen Expressionismus, der Idee von Maschine und Mensch, dem Leben in der Stadt, der Geschwindigkeit und den kalten und grauen Landschaften der Industriegebiete beeinflußt. Hört man diese unterkühlte Musik und Stimme, dann scheint der Künstler vieles richtig zu machen.
Ich kann euch allen diese Reise in die 80er nur empfehlen. Bestellen könnt ihr direkt hier. Ich habe mich übrigens einmal quer durch die bisherige Discografie des Maestro gehört – absolut empfehlenswert.