Drei ziemlich beste Freundinnen. Sie wachsen zusammen in einem beschaulichen irischen Städtchen auf und ihre Liebe zur Musik vereint sie und lässt sie mit der Zeit zu einer Seelengemeinschaft werden. Die drei gründen eine Band, Wyvern Lingo. Die Harmonie und Ehrlichkeit der drei Frauen findet sich auch in der von Gefühl und Perfektion geprägten Musik ihrer Band wieder und führt sie über die Bühnen Europas letztlich in die pulsierende Metropole Berlin, wo sie ihr zweites Album “Awake You Lie” aufnehmen. Vom Spirit der Stadt angesteckt, entschließen sie sich schweren Herzens ihrer irischen Heimat fortan fern zu bleiben, um in der deutschen Kapitale den Erfolg der Band voranzutreiben. Doch dann kommt Corona. Die Welt steht Kopf und auch für Wyvern Lingo ändert sich alles. Was sich hier so schnulzig liest, ist weder der Klappentext eines pathetischen Hollywood-Melodrams, noch das Drehbuch für ein Lindenstraße-Remake. Nein, das hier ist real. So oder so ähnlich lässt sich die Geschichte von Wyvern Lingo erzählen. Zumindest die bisherige Geschichte. Denn, es bleibt beim Hören des aktuellen Albums sehr zu hoffen, dass sich die Geschichte von Wyvern Lingo fortschreiben wird, auch wenn der Band natürlich wie allen anderen Bands, pandemiebedingt etwas der Wind aus den Segeln genommen wurde und sie den künstlerischen Schmelztiegel Berlin als frisch bezogene Basisstation (vorübergehend) wieder gegen ihr Heimatstädtchen Bray eingetauscht haben.
https://youtu.be/T–K06sGcvc
“Awake You Lie”, noch vor der Pandemie aufgenommen, strahlt denn auch noch weitaus mehr Freude und positive Vibes aus, zumindest was die von Soul, R&B und von Popelementen geprägte Indiemusik von Wyvern Lingo anbelangt. Textlich steht dem fröhlich-verträumten musikalischen Grundtenor der Band jedoch übergeordnet das schwierige Thema der Selbstfindung und der damit verbundenen Angst, womöglich die falschen Entscheidungen im Leben getroffen zu haben, entgegen. “I know that your mind’s racing. Mine did the same. Stating the facts and hoping they might explain this pain. Your face. So strained.” heißt es etwa in “Aurora”. Doch Wyvern Lingo lassen einen nicht allein. “But honey I see you as an aurora in the sky. So rare are you, some pure elysian light.” bestärken sie einen noch im gleichen Song. Am Ende entsteht so schlicht eine schöne, atmosphärische und im positiven Sinne unaufgeregte Platte. Eine Platte, die in etwa so funktioniert: im Moment schaue ich aus dem Fenster und es regnet in Strömen. Höre ich aber Wyvern Lingo dabei, dann weiß ich, dass bald die Sonne wieder scheinen wird. Und dieser Satz, der sich hier so schnulzig liest, ist nicht der Aufhänger für ein pathetisches … ihr wisst schon, worauf ich hinaus will. Der Versuch, das jetzt noch in eine greifbare und nachvollziehbare musikalische Umschreibung zu packen, liest sich so: Die Atmosphäre, der Hall von Placebo treffen auf die Ruhe und Harmonie von Portishead und die gesangliche Genialität einer Adele, wobei wir diese Qualität hier gleich dreimal vertreten haben, denn die drei Musikerinnen ergänzen sich mit ihren gesanglichen Leistungen hervorragend. Die ineinandergreifenden Gesänge der drei sind definitiv ein Leitmotiv auf “Awake You Lie”.
Neben der phantasievollen und harmonisch wirkenden Landschaftsaufnahme auf dem Cover, sind es vor allem die gut gewählten Farbtöne und -kombinationen, die Artwork und Musik zu einem stimmigen Gesamtkonzept werden lassen. Das passt einfach und bedarf keiner weiteren Worte. Erlebt es selbst und kauft “Awake You Lie” z.B. hier.