Es hagelt zum Jahresende mal wieder Jahresrückblicke an allen Ecken und Enden und auch wir können uns dem nicht entziehen und ihr müsst da jetzt auch durch. Wir haben tief in unseren Plattenregalen gestöbert, was war gut, was war geht so, was war eine Überraschung, was hat uns musikalisch vom Küchenstuhl gehauen? Da herrscht im Redaktionsteam natürlich keine Einigkeit und das ist auch gut so! Deswegen stellen euch in dieser kleinen Reihe zum Jahresende unsere Redakteur*innen ihre drei Favourites des Jahres 2021 vor.
Diesmal lest ihr hier die Jahrescharts von Lagartija Nick.
2021 schließt die Tore. Was bleibt ist die Hoffnung auf Besserung in vielen Belangen; Politik, Sport, Kultur und nicht zuletzt in der Pandemie-Bekämpfung. Fast jeder befindet sich seit ZwanziZwanzig im Widerstand und ein Ende und damit die Rückkehr zu einem Leben, was wir mal kannten, liebten, aber nicht wertschätzten, ist nicht abzusehen.
Da tut es gut, dass es Pfeiler, Rituale oder einfach liebgewonnene Tätigkeiten gibt, die es gilt zu pflegen. Dazu gehört in jedem Fall die Erstellung der Top Drei für den Vinylkeks. Welches waren also die drei Platten aus ZwanzigEinzwanzig für mich?
Der Nachtportier – „Der Nachtportier“
Das Vinyl habe ich selbst im November noch besprochen. Es gibt aus meiner Sicht nichts zu ergänzen, außer, daß ich die Platten wirklich leibgewonnen habe und das Vinyl damals schon als Highlight des Jahres in dem Genre Minimal Electronic betitelt habe. Bei Kernkrach Records herausgebracht und durch die Verwendung der Vintage Synthies hat Der Nachtportier seinen ganz eigenen Sound gefunden, der nicht Zitaten an Heroen des Electric Sounds geizt.
Basierend auf den frühen Säulen von NDW, EBM, Industrial und New Wave aus den Achtzigern (Skinny Puppy, DAF, Tubeway Army, Gary Human, Cabaret Voltaire, John Foxx, Human League, Heaven 17, Einstürzende Neubauten, Der Plan, Psyche, Laibach, und viele mehr), hat sich DER NACHTPORTIER seine völlig individuelle Nische geschaffen, aus der er geschickt zitiert und noch geschickter die verstörenden Elemente auf die Spitze treibt und eine angstvolle Atmosphäre erzeugt, die sehr fragil über einem Unterbau von wabernder Aggression und Wut liegt.
ZSK – Ende der Welt
Auch dieses Vinyl wurde bei uns im Vinyl-Keks besprochen. Es ist einer der frühen Platten des Jahres, die es geschafft haben, mir bis zum Ende im Gedächtnis zu bleiben. Die Berliner Kombi hat mich damit in der Tat über den Lockdown gerettet. Die Platte lief anfangs gefühlt Tag und Nacht. Viele der angesprochenen Themen waren aktuell und wurden mal bissig, mal ironisch betextet.
Das sechste Album von ZSK pendelt musikalisch zwischen den Wohoow-Chören des Punks und einem in die Beine gehenden Ska-Rhythmus. Das Album bleibt so vermeintlich leicht verdaulich, hat aber trotzdem einige Spitzen versteckt. Man merkt es manchmal überdeutlich, dass es ZSK sogar sehr wichtig ist, diese Spitzen zu setzen. Hier schlagen ZSK die Brücke zu den Rookies der Szene, die hier noch lernen können.
Palais Schaumburg – „Palais Schaumburg“
Ja ich weiß, es keine Neuerscheinung, sondern ein Release. Damit wollte ich die diversen Wiederveröffentlichungen lobend erwähnen, die es in 2021 gegeben hat. Zuletzt Bärchen und die Milchbubis, ein wunderschöne Ansammlung von Hits des deutschen Liedguts.
Hier allerdings möchte ich die Edition zum 40. Geburtstag des Palais Schaumburg Debüts würdigen. Habe ich mir in rotem Vinyl gegönnt – weltweit auf 500 Kopien limitiert. Palais Schaumburg waren vom Start weg in ihrem eigenen Universum unterwegs. Auch wenn die Industrie die Band unter den Stempel NDW presste, Palais Schaumburg waren Dadaisten, die in ungewöhnlichen Stücken Electronica, Breakbeat und Techno zum Besten gaben.
Vierzig Jahre später ist ihr Einfluß unbestritten, den Palais Schaumburg mit sequenziellen Percussion, akustischen Bässen und atonalen Bläserlinien mit dem Debüt errichteten. Ich zolle Holger Hiller, Thomas Fehlmann, Timo Blunck und Ralf Hartwig immer noch Respekt für so ein wegweisendes Werk, in dem dich noch heute jede Note wie ein Raubtier anspringt.
Auch wir von der Vinylkeks-Redaktion sind in diesem Jahr durch ein tiefes Tal gegangen. Der Auflösung nahe, haben wir uns aber durchgekämpft. Dafür ein DANKE an jede:n von euch. Ich bin so stolz ein Mitglied dieser krassen Herde zu sein.