Heute muss ich das Tape einer völlig talentfreien Stuttgarter Band mit dem bescheuertem Namen Shit Out Of Luck besprechen. Ich hab so überhaupt gar keinen Bock drauf, weil ich leider direkt nach Erscheinen die EP bereits bei Bandcamp gekauft hab, ich Deppin. So ein Schrott ey, rausgeschmissenes Geld. Langweilig, herzlos, Scheiß-Qualität und außerdem eh total unsympatische Typen, die nix zu sagen haben. Braucht der Markt nicht, ab in die Tonne damit.
Anm.d.Red.: Dieser Teil war für Quentin – für alle anderen gilt Folgendes:
Endlich… Längere Zeit war es es still um die aus Stuttgart stammenden, als Acoustic Duo gestarteten, Shit Out Of Luck. Jetzt melden sie sich mit 4 Songs zurück, die sogar die von mir hochgelobten Vorgänger-Releases nochmal ordentlich in den Schatten stellen – und zwar in jeder Hinsicht. Auf Bandcamp konnte ich, wie bereits erwähnt, reinhören und halte jetzt auch das Tape, das aus der Marbacher Hitschmiede Running Out Of Tape Records stammt, in den Händen. Tim (Vocals, Rhythm Guitar), Quentin (Drums, Percussion), Mike (Lead Guitar, Backing Vocals, Bass) klingen so unfassbar abgeklärt, vielschichtig, abwechslungsreich und auf gewisse Weise „alt“, dass da am Ende eigentlich als einziger Kritikpunkt (sorry not sorry Quentin) die Frage bleibt, wie das zukünftig noch steigerungsfähig sein soll. Neben dem alten Song „Moonshine“ vom Debutalbum „Acoustic As Fuck“ (zum Review geht’s hier) und einem Coversong („Pills“, im Original vom amerikanischen Rock’n’Roll und Bluesmusiker Bo Diddley) haut das Trio hier 2 brandneue Lieder raus.
Da den Texten keine Lupe beiliegt (Danke, werter Herr M. aus M.) , habe ich eine Weile gebraucht, um mich in die Inhalte einzulesen. Aber es hat sich gelohnt, denn die drei haben was zu sagen. Auch inhaltlich habe ich den Eindruck, dass hier schon mehr Leben verarbeitet werden musste, als von einer so einer jungen Band erwartet werden würde. Sowohl gesanglich (ich hatte beim Hören gleich mehrere Überraschungsmomente, weil Tims Stimme nochmal ganz neue Akzente zeigt) als auch instrumental habe ich beim Hören an vielen Stellen das Gefühl, dass hier jedes der Bandmitglieder auf der einen Seite total bei sich ist und am Ende trotzdem eine Art von Homogenität erzeugt, wie sie fast unheimlich ist. Dass die Jungs auch sonst auf der selben Welle surfen, ist eindeutig herauszuhören: Diese Art von ausdrucksstarker Musik kann nicht gespielt werden, wenn das Leben nicht gemeinschaftlich selbiger geopfert wird. Noch bluesiger als alles zuvor, noch ein Ticken mehr Funk (der Bass bei „Too Rich To Jail“ Alte*r…), gesanglich noch differenzierter und stilistisch bunter präsentiert sich das neuste Werk der Stuttgarter Vollblutmusiker.
Meine Favoriten: „Too Rich To Jail“ (da stimmt einfach alles für mich, von den Lyrics bis über die unfassbare Bandbreite an musikalischen Momenten im Song) und „Pills“ – einfach weil er komplett anders ist, als das, was ich von Shit Out Of Luck bisher so gehört habe.
Herausheben möchte ich auch an dieser Stelle noch das Artwork, das in seiner vermeintlichen Einfachheit doch so viel Emotionalität zeigt – I feel you, Sisyphus…
Ich lege Euch diese Band wirklich wärmstens ans Herz, wenn ihr auf Punk meets Blues meets Anarchie steht und eure Tage nicht nur sonnig sind – beste Medizin, um alle Gefühle, die sich auf der Skala zwischen Wut und Traurigkeit befinden, zu kanalisieren (selbst erprobt.). Am besten haltet ihr mal die Augen nach Konzertdaten offen und schaut euch Shit Out Of Luck live an.
Kaufen könnt ihr das Tape vermutlich bei der Band selbst oder bei Running Out Of Tape Records.