Ich war skeptisch bezüglich des Albums, worüber ich gleich mehr zu schreiben werde und welches mir Nico überlassen hatte. Wir schrieben über das Label Karisma Records, wofür er kürzlich Airbag rezensierte. Weil ich beim Anhören nach Lesen der Review zum Airbag-Album zu ihm meinte, dass sie super klingen, meinte er, dass ich die nächste Rezension eines Albums von Karisma Records schreiben darf. Nun – es ist also ‘Arabs in Aspic‘ mit dem bereits achten Album namens ‘Madness and Magic’, welches dieses Jahr veröffentlicht wurde.
Nun kam das Album also hier an. Und ich habe mich darauf eingelassen. Ich bin wahrhaftig kein Freund von hartem Progrock. Ich verbinde mit der Musik Bands wie Graveyard oder Kadavar, die ich anfangs gut fand, dann aber nach einer Weile wieder aus der Sammlung geschmissen habe, weil sie mir doch nicht mehr gefielen und ich mit dem Genre nichts anfangen kann. Der erste Durchlauf der Platte erinnert dann aber doch zum Teil mehr an Pink Floyd oder die frühen Deep Purple. Das sind tatsächlich große Namen. Auch wenn Arabs in Aspic eher der kleine Fisch am Haken sind, werden sie den großen Namen in musikalischer Hinsicht doch gerecht. Sie bezeichnen ihre Musik als heavy und groovy Progrock mit Ohrwurmmelodien. Das kann ich bestätigen. Besonders „I vow to thee, my screen“ ließ mich das ein und andere Mal pfeifend und summend durch die Wohnung flitzen und bei ‘Madness and magic’ habe auch beim Einwiegen meines Kindes die Melodien zu Hilfe genommen. Ob es erfolgreich war bleibt mal dahingestellt.
Das Cover, welches von Julia Proszowska entworfen wurde, suggeriert einem ein Märchen und eine Magie mit bösen und guten Charakteren. Wenn man das Gatefold-Cover aufklappt hat man die Zeichnung in Gänze und kann erkennen, dass das Böse ins Gute übergeht. Alles wird dann doch irgendwie gut!
Zur Musik: Grandios. Arabs in Aspic reist musikalisch mit uns ins Ende der 60er und Anfang der 70er. Der progressive Rock, mit symphonischen Passagen, Keyboard, schwere Gitarrenriffs, die sich hier und da hören lassen und die Orgel, die mir am meisten Spaß beim Zuhören bereitet. Die Songs sind zwischen zwei und knapp 17 Minuten lang. Der letzte Song „Heaven in your Eye“ bringt dann nochmal etwas orientalisch klingende Melodien mit hinein. Ich höre immer wieder neue Instrumente, z.B. die 12seitige Gitarre, eine tolle Orgel und verschiedenste Schlagwerkinstrumente und könnte das Gefühl bekommen, hier sind nicht nur die eigentlich fünf Bandmitglieder am Werk, sondern gleich eine ganze Fußballmannschaft.
Gott sei Dank konzentrieren sich heutige Fußballer auf das Wesentliche, und nicht mehr darauf mit dem Elan eines Faultiers irgendwelche Lieder im Tonstudio rauszupressen. Textlich orientieren sie sich an die Magie und dem Wahnsinn des alltäglichen Daseins. In ihnen kommen immer wieder die „Screens“ oder „Glasses“ in Verbindung mit Kindern vor. Das würde insofern passen, da doch der Ruf in der Gesellschaft nach immer teureren und besseren Hightech-Geräten größer wird.
Kleiner Funfact am Rande: Anfangs noch eine Coverband wurde die Band von keinem geringerem als dem ehemaligen norwegischen Skispringer Tommy Ingebrigtsen gegründet. Jeder Sportfan wird ihn wohl noch kennen. Er ist aber schon länger nicht mehr in der Band dabei.
Alles in allem versetzt ‘Madness and magic’ einen durch einen Tunnel in eine geheimnisvolle Welt. Ab und an denke ich, das gewisse instrumentale Passagen durchaus auch für einen Mittelalterepos geschrieben sein könnten. Dann macht man wieder einen Sprung in eine ‚Herr der Ringe‘ – ähnliche Reise zwischen Meere und Berge. Alles in allem haben Arabs in Aspic ein tolles Retroprogrockalbum rausgehangen, dass dem progressivem Musikliebhaber sicher keine Wünsche offen lässt.
Das Album könnt ihr bei JPC bestellen.
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