Zugegeben, der Verfasser dieser Zeilen hat derzeit mindestens zwei Narren an allem, was irgendwie Krautrock, Psychedelic oder Prog ist, gefressen. Auch zugegeben, hat ihn ein Genre und alles was dazugehört einmal gepackt, so neigt er dazu, regelrecht in eine Musik-Manie zu verfallen und alles abzufeiern, was ihm auf den Teller kommt. Und doch kann es ihm gelingen, sich trotz seiner Suchtaffinität einen Rest an objektivem Beurteilungsvermögen zu bewahren. Und: objektiv betrachtet haben wir es bei “Magical Kingdom”, dem neuesten Release von Astral Magic aus Finnland, mit einem richtig guten seiner Art zu tun. Subjektiv betrachtet auch.
Ob sich die Leute von Tonzonen Records bei ihrer Entscheidung, uns das Teil zur Verfügung stellen zu wollen, objektiv oder subjektiv entsprechende Gedanken gemacht haben, kann uns als Fans ja egal sein. Fakt ist, das Spezialisten-Label für abgefahrene und quasi abgehobene Musik ist genau das richtige für Astral Magic. Astral Magic, das ist so gesehen keine Band (auch wenn sich allerlei Menschen daran beteiligt haben), sondern das Soloprojekt von Santtu Laakso aka DJ Astro, welcher auch bekannt für sein Mitwirken bei der Psychedelic/ Space Rock-Band Dark Sun ist.
Zynisch gesagt, hat(te) diese Covid-Sache auch was positives. Auch für Laakso hat sie über Nacht jede Menge Zeit generiert, die dieser für kreatives Schaffen nutzt(e). Ziemlich genau mit Beginn der Pandemie im März 2020 ins Leben gerufen, hat er unter dem Namen Astral Magic bereits sage und schreibe über 300 Songs geschaffen. Das nenn ich mal ein Arbeitspensum, wie es sich die Leute vom Arbeitsamt von ihrer Kundschaft gerne wünschen würden. Entsprechend die Kinnlade nach unten schnappen lassend ist ein Besuch auf Astral Magic’s discogs-Eintrag. Presswerke und sonstige Tonträgerhersteller dürften in den letzten zwei Jahren alleine schon wegen Astral Magic mehr als heiß gelaufen sein. Da ist ein schier unglaublicher Output zu finden.
Auf “Magical Kingdom” wiederum finden sich acht dieser Lieder – und diese könnten abwechslungsreicher kaum sein. Ein großes Plus an dieser Platte, denn auch wenn einem eine konventionelle Prog-Platte für gewöhnlich aufgrund der Fülle an Ideen, Instrumenten, Sounds, usw. Abwechslung suggeriert, so fällt einem bei genauerem Hinhören zumeist ein sich treu bleibendes System auf Lieder zu arrangieren. Das ist dann ok so, bietet einem ein solches System ja auch einen gewissen Halt.
“Magical Kingdom” dagegen lebt so ein bisschen von seiner Systemuntreue. Nehmen wir exemplarisch den Opener und Titeltrack “Magical Kingdom” heran. Dieser vereint unter einem Dach (fast) all die Unterschiedlichkeiten, die das Album so spannend machen. Beginnend wie der Jingle zu einer Quizsendung auf ARD, nimmt der Song mit Einsetzen des Gesangs den Charakter eines Sommerhits, gepaart mit der ersten Mondlandung, ein. Auch abgefahren, die Leadgitarre, die den Song im Slash-Style in den Instrumentalparts durchgehend untermauert. Synthies, Glockenspiel und sonstige spacige Töne machen den Rest aus. Da ist Schmunzeln und Staunen gleichermaßen angesagt. Wie gesagt, das ist eine neue Form der Innovation in einem (vermeintlich) eh schon innovativen Genre.
Zwar haben wir vom Keks ja keinerlei pädagogische Aufsicht für unsere Leserschaft und doch möchte ich in diesem Sinne darauf hinweisen, dass allein das Kaufen des (bisherigen) Backkatalogs von Astral Magic ein grooooßes Loch in euren Geldbeutel reißen wird. Deshalb und ohne den restlichen Output von Astral Magic gehört zu haben, möchte ich dem Album eine Kaufempfehlung aussprechen, da dieser Kauf – natürlich rein pragmatisch betrachtet – den Bedarf an Musik des Künstlers abdecken könnte. Große Geldbeutel sowie große Fans von Bands wie Hawkwind, den Spiritual Beggars, Porcupine Tree, Eloy und Pink Floyd können sich – gemessen an der hohen Qualität von “Magical Kingdom” – sicherlich auch alles andere von Astral Magic bedenkenlos zulegen.
Limitiert auf 500 Stück, dafür aber auf dem schönsten Vinyl seit langem (siehe Fotos), gibt es “Magical Kingdom” ab sofort und zum Beispiel hier.