Die ganz großen im US-Punk, ja die haben ja nicht nur ’ne Band, sondern auch gleich noch ein Label mit dazu. Das macht man dann halt so. Rancids Tim Armstrong mit Hellcat Records, NOFX‚ Fat Mike mit FatWreck Chords, oder auch Bad Religions reintegrierter Brett Gurewitz mit Epitaph, um nur mal drei illustre Beispiele zu nennen. Wobei, so ganz zufällig ist diese Auswahl nicht, denn Braindead aus Hamburg würden mit ihrem dritten Longplayer „After The Fire“ stilistisch ganz gut zu allen drei passen. Irgendwie. Obwohl die oben genannten ja gewissermaßen miteinander verwandt und verschwägert sind, haben sie doch auch ihre jeweiligen individuellen Alleinstellungsmerkmale. Hellcat hat den Dub und den Off-Beat, FatWreck hat die Melodie und Epitaph hat inzwischen alles.
Und nehmen wir nun mal an, Braindead würden auf einer Bühne stehen. Und nehmen wir weiterhin an, die drei Herren Labelbosse würden davor sitzen, um die Band nach gelungener Darbietung zu signen. Tja, wer könnte da wohl das größte Interesse haben? Möglich wären alle drei, doch ich tippe, der Herr Armstrong hätte da das größte Interesse. Das wäre die berühmte Faust aufs Auge. Schon der Opener des neuen Braindead-Albums, „Drop Like A Bomb“, eine chillige Dub-Nummer, schreit förmlich nach dem nächsten „Give ‚Em The Boot“ – Sampler. Anschließend wird geskankt und gepunkt, dass die Wände wackeln. Der Herr Armstrong könnte es trotz unzähliger musikalischer Projekte selber nicht besser machen.
Die B-Seite geht dann auf die Strasse. Ob „More Hopeless Than Romantic“ eine augenzwinkernde Hommage an den supi-Song „Hopeless Romantic“ von den Bouncing Souls ist? Man weiß es nicht, aber die Vermutung liegt nahe. Jedenfalls geht der Song ordentlich Richtung Streetpunk, zwar nicht ganz so smooth wie die New Yorker Punkrock-Institution, dafür aber umso mehr in die Fresse. Auch textlich. „Society is only what we make of it now. History is ours but we must take it on!“ wird da geshoutet. Wohl wahr, liebe Braindead.
Danach dann wieder Rancid, so wie in „Life Won’t Wait“ („Going Home“). Leftöver Crack, deren Vorgängerband Choking Victim, manchmal auch ein bisschen fröhlicher und trotzdem genauso hart wie die Mighty Mighty Bosstones, noch mehr Dub und sogar so ein bisschen Sublime. Die wiederum wurden ja ganz gerne mal als geniale Songwriter bezeichnet. Holla die Waldfee! Das würde ich Braindead aber auch nachsagen wollen. „After The Fire“ brennt geradezu vor feurigen Ideen innerhalb der umschriebenen Genregrenzen. Geht dazu noch gut ab, geht dazu noch gut nach vorn, bleibt aber auch hängen, was zumindest bei mir nicht automatisch garantiert ist, bei Musik dieser Art. Kurzum: Wir haben es hier mit dem besten Hellcat-Album seit langem zu tun, veröffentlicht von einer Labelallianz bestehend aus: Fire And Flames Music, Mass Productions, MALOKA und Pumpkin Records. Glückwunsch ihr Vier, zu dieser sehr gelungenen Platte!
Kurz vor Schluss dann noch der Titeltrack itself. „After The Fire“ will dann auch nochmal was anderes sein. Straße, Antifa, Punk und Rebellion ja, aber irgendwie ist auch noch eine etwas feinfühligere Note verbastelt. Vielleicht so ein bisschen wie alte Against Me? Raus geht’s dann nochmal mit Dub („Pass Through My Heart Again“), das muss dann auch so sein. Raus geht auch mein Obertipp an alle, dieses tolle Album zu kaufen! In schickem Punkerartwork, mit hochwertig und informativ bedrucktem Beiblatt und entweder auf schwarzem, oder aber auch auf Orange w/ Black Splatter-Vinyl ist das Album entweder bei einem der genannten Labels, oder aber doch gleich direkt bei Braindead zu haben.