Kann sein, er kommt gleich hoch, mein Nachbar. Und beschwert sich, weil ihm die Wurst vom Abendbrotteller gekullert ist. Der Grund könnte dieser monströse Bass sein, der hier das Haus zum beben bringt. Sollte sich dies bestätigen, werde ich mich aufrichtig entschuldigen und den geilen Sound ein wenig leiser drehen. Natürlich nur, so lange er noch in der Tür steht. Ihr wisst schon wie das läuft. Entschuldigt hat sich auch Valentina von der zuständigen Promoagentur Rola Music für die späte Zustellung von “Still Blooms”, dem neuesten Werk der Post – Punker Church Girls aus Philadelphia. Ja, die Platte erschien wohl bereits am 8.10. (oder hätte sie) und ja, die Lage in Sachen Vinylproduktion ist angespannt. Die Gründe hierfür sind etwas komplexer, als dass man sie hier jetzt darstellen kann und die Church Girls wiederum würden in ihrer eigenen Review dann auch viel zu kurz kommen. Und das wäre bei Gott nicht fair. Jedenfalls, liebe Valentina, ich freue mich, dass “Still Blooms” da ist, denn das Album scheint mich bereichern zu können.
So. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, der Bass. Wow hat der Wumms! Mächtig spielt er sich im Hintergrund auf und gibt dem Sound der Church Girls ein Fundament, das einen Atomkrieg überstehen könnte. Im Kontrast dazu und im Vordergrund, der klare, aber selbstbewusst voranschreitende Gesang von Frontfrau und hauptverantwortlicher Songwriterin der Church Girls, Mariel Beaumont. Auch er übersteht den Atomkrieg, steht er doch unkaputtbar im Mittelpunkt des Sounds der Church Girls. Auch die um sich greifenden Backing Vocals der drei Mitstreiter Mitchell Layton (Gitarre), Julien Varnier (Drums) und Vince Vullo (Bass) brauchen sich wegen Kims Uranspielereien nicht gleich in die Hosen zu machen, scheinen sie der atomaren Katastrophe ja ebenfalls was entgegen setzen zu können. Die restliche Instrumentierung dagegen gilt es zu schützen, spielt sie doch mitunter mit zuckersüßen und genauso zerbrechlich wirkenden Melodien. Also, liebe Church Girls, bitte schön den schützenden Soundmantel darüber legen, sollte doch mal ein Wurstfinger auf dem roten Knopf landen. Aber ihr schafft das schon. Zusammen seid ihr nämlich eine richtig starke Musikwaffe im Kampf gegen alles Schlechte dieser Welt.
Post – Punk – Bands gibt’s ja inzwischen wie Sand am Meer. So viele, dass die Stilbeschreibung Gefahr läuft, bald zum Unwort des Jahres ernannt zu werden und selbst der Drogeriemarkt Müller demnächst eine eigene Rubrik dafür bereitstellen muss. Viele davon sind mäßig, manche auch mittelmäßig, wenige dann auch ganz gut. Die Church Girls dagegen sind die beste Band ihrer Art, die ich seit langem gehört habe. Deshalb lassen wir das heute auch mal mit den Referenzbands und sprechen die eindeutige und absolute Empfehlung aus: wer mit Musik aus der Unwortrubrik was anfangen kann, oder auch nur die leiseste Idee hat, was ihn/sie da erwarten könnte, der/die muss unbedingt die Hufe schwingen und sich “Still Blooms” organisieren. Das ist jetzt kein Spaß mehr! Schnell, schnell, wegen den Wurstfingern und den roten Knöpfen.
Ich dagegen zähle zu den wenigen Glücklichen des Universums, der dem Weltuntergang gelassen entgegen sehen kann, da ich mich jetzt schon gemütlich zurücklehnen, und das mir von Anchor Eighty Four Records (für den europäischen Markt ist eigentlich Big Scary Monsters zuständig) auf lila Vinyl (+ Download – Code) zur Verfügung gestellte Meisterwerk von den Church Girls genießen kann. Zumindest bis der Nachbar wieder klingelt. Oder der Atomkrieg kommt.
Zu haben gibt’s “Still Blooms” z.B. hier:
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |