Ich durfte wieder etwas rezensieren, was etwas älter ist, mir aber auf Anhieb extrem gut gefiel. Bis Aufs Messer Records, die unter anderem sämtliche Adagio830-Veröffentlichungen vertreiben, haben mir einige Platten (Rezensionen folgen zeitnah durch mich und weitere Kolleg*Innen) geschickt, und dabei auch dieses, in meinen Augen, Schmuckstück einer Band, von denen ich vorher noch nie gehört hatte. Die Rede ist hier von City of Caterpillar aus Richmond, Virginia in den Vereinigten Staaten.
Bei der Recherche im Netz findet man nicht viel über diese Band. Was man aber findet, ist für mich sehr überraschend. City of Caterpillar gelten in ihrem Genre, im Wesentlichen dem Screamo, als eine der einflussreichsten Bands in den 2000er Jahren. Die Band gab es zwischen 2000 und 2003. Die Frage ist, ob sie sich den Einfluss in diesen drei Jahren, oder dann doch eher nach ihrer Auflösung erspielt hat. So wie bei verstorbenen Künstler*Innen, bei denen man noch in irgendeinem Kellerabteil eine CD, ein Master-Tape, oder sonst irgendwas findet und daraus noch das Geld aus der Kuh melkt. Wird wohl keiner erfahren. Meine Vermutung tendiert eher zu “nach der Auflösung”.
“Driving Spain Up A Wall” ist zum Beispiel einer von mehreren Songs, die es nie auf eine Platte geschafft haben, weil die Band sich zu früh aufgelöst hat. Es gab jedoch von diesem Song einen Live-Mitschnitt, der es geschafft hat, sich in besonderer Art und Weise einen Bekanntheitsgrad zu erschleichen. “Driving Spain Up A Wall” ist etwas mehr als zehn Minuten lang, live wurde er nur selten gespielt. Und der Song wurde dann mit neuem Personal in der Band durch Videos – oder wo es den Song sonst zu hören gab – erlernt.
Jetzt also, fast anderthalb Jahrzehnte später, haben zehn Minuten und 35 Sekunden Screamo-Geschichte eine Studio-Fassung und eine lang erwartete digitale und physische Veröffentlichung erhalten. Der Track wird passenderweise von “As The Curtains Dim (Little White Lie)” begleitet, einem Song, der in der gleichen Session wie die selbstbetitelte LP im Jahr 2001 aufgenommen wurde und angeblich für eine Split-Ten-Inch mit Yaphet Kotto bestimmt war, die nie zustande kam. Dieser ist jedoch etwas kürzer als der bereits angesprochene Track.
Beide Tracks zeigen die unbestreitbare Stärke, die City of Caterpillar besitzen – die Fähigkeit, den Hörer in eine Klanglandschaft zu hüllen, die am Rande des Chaos schwankt – mitreißende allmählich immer lauter werdende Instrumentierung, gebrochene Melodien und filmische Schönheit, die in die harte Brutalität ihrer Punk-Wurzeln kollabiert.
Erwerben könnt ihr das gute Screamo-Stück sogar noch in “Swamp Green” und in “Black” bei Bis Aufs Messer Records!