Genau dafür ist das Format Langspielplatte noch immer am Start:
Die Wände veröffentlichen mit ihrem selbst betitelten Album ihr Zweitwerk und haben Musik geschrieben, die den Streamingdiensten aber mal sowas von in den Arsch tritt. Herrlich. Denn mit Songlängen von bis zu 14 Minuten landet man sicherlich nicht in den Charts von Spotify & Co., wohl aber im Herzen der Hörer*innen. Aber keine Angst, es handelt sich hier nicht um irgendein in die Länge gezogenes Gefrickel. Die Wände schaffen es scheinbar ohne Mühe, sich auf der einen Seite in sich selbst, die Rezipienten dabei aber nie aus den Ohren, zu verlieren. Denn zwischen den zwei überlangen Songs „Die ewige Baustelle“ (Opener) und „24h“ (Closer) gesellen sich überraschend kompakte und knackige Songs wie beispielsweise „Der Trick“, der keine zwei Minuten dauert. Unterstützt von Denes Bieberich (Molde) aka Der Mondmensch knallt und scheppert sich die Band direkt ins Mark. Stücke wie „Future Me“ oder „Taxi“ sind „bewusst poppiger, weil wir den langen, dengeligen Instrumentalparts etwas zur Seite stellen wollten“.
Carsten von Postel, Jann Petersen und Mathias Wolff lernten sich beim Studium der Universität der Künste Berlin kennen und veröffentlichten im Oktober 2015 ihre erste EP. Zunächst noch englischsprachig unter dem Namen girlie, erschien im Frühjahr 2019 dann das Die Wände Debüt „Im Flausch“ bei Späti Palace. Eigentlich sollte es nach einigen Touren und Festivals dann gleich weitergehen, aber wie so vielen anderen Bands kam ihnen die Pandemie in die Quere.
Geschrieben in Gruppenisolation, die drei waren quasi ein Haushalt, wurden die Songs dann im Studio Tutti in Leipzig aufgenommen. Entstanden ist ein durchgängig intensives und dichtes Post-Power-Punk Album, auf dem hypnotische Grooves den Ton angeben. Von dieser Mitte ausgehend, schlägt das Pendel dann immer wieder in die zwei Richtungen Noise und Pop aus und genau das macht den Reiz dieses Album aus.
Die Texte dazu sind pointiert, die Band beschreibt es für „Die ewige Baustelle“ sehr schön:
„Und werden wir heute nicht fertig fangen wir morgen wieder an!“
„Gleichzeitig ist die Textzeile am Ende vielleicht auch eine, die als Mantra funktionieren kann für die Zeiten, in denen wir uns befinden: Mal Sisyphos und gleichzeitig unendlicher Antrieb, um weiterzumachen, egal was passiert. Wir hoffen, ihr könnt ein bisschen was von dem fühlen – oder aber auch ganz was anderes! Lehnt euch zurück, guckt aus dem Fenster und wartet ab was passiert: Herzlich willkommen auf der ewigen Baustelle! Wir freuen uns trotz allem auf alles was kommt und umso mehr, wenn ihr dabei seid.“
Ihr solltet auf jeden Fall mit dabei sein, wenn Die Wände am 15.April „Die Wände“ auf Glitterhouse Records herausbringen.