Splittersicht bringen ein Sechs-Song-Debut heraus auf Kassette und CD. Die drei Gründer haben sich im Dezember 2019 in Tübingen zusammengetan, um eine recht interessante musikalische Mischung zusammen zu stellen.
Die Bandaliase Hell van Sing (Gesang und Gitarre), Graf Grau (Bass) und Général Ringo (Schlagzeug) weisen erstmal eher in so eine Horrorpunk-Richtung; aber man sollte sich ja von ersten Eindrücken nie leiten lassen! Vielleicht triggert aber auch das Wort “Tot(e)” in diesem Zusammenhang und ich merke, wie sich um mich herum die Luft merklich abkühlt. Dabei habe ich das Tape nicht mal in den Rekorder geschoben!
Sie bezeichnen es als Mischung aus Postpunk, Garagerock und textlichem Ostrock – ich bin gespannt, wie sich das ausdrücken mag.
Ich finde es immer wieder schön, wenn so kleine, unbekannte Releases hier auf dem Reviewtisch landen, um sie dann mit feinsinnigen Wortmessern zu sezieren.
Los geht es mit “kalt”. Eine Mischung aus, was fällt mir da so ein? Ich würde sagen, ein Tübinger Friedemann nölt mich an, so das sehr starke und dennoch (an)klagende und leidende in der Stimme. New-Wave-Musik, Düsterpunk, nur den Ostrock, hm, ich kenne mich da jetzt nicht so gut aus. Wie stellt man das fest?
Kann schon sein. Stellenweise sehr rockig. Wobei sie immer das Tempo im Blick haben und eher etwas mehr Druck machen, als es zu sehr zu rocken.
“Drei Meter tief”. Der Anfang erinnert mich an irgendeinen Popsong aus den 80er Jahren. Ein Glück war ich zu klein und habe es vergessen! Ich könnte es sicher vorsingen, shazame das mal… – hab ich aber keinen Bock drauf.
Splittersicht erinnert mich auch an die Band “Die Arbeit”. Weniger künstlerisch, artifizell, eher etwas lyrischer und dichterischer.
Plötzliche Leere – der Bildschirm schwarz
Verstummt der Klang der immer gleichen Charts
Geradeaus – auf Serpentinen
Blech kann wohl auch ohne Schwingen fliegen.
Bei allem Pathos, der in den Songs und Riffs herrscht, oftmals ist der Aufbau der Stücke sehr leise und ruhig, aber dann kommen sie doch immer wieder auf Tempo und spielen druckvoll nach vorne. Eine wilde, frische Mischung!
Es steckt einiges an musikalischem Potential drin, sie haben einiges zu erzählen.
Es gibt ein Video, welches bei Freies Radio Wüste Welle im Oktober letzten Jahres entstand. Die Band zeigt da schon ziemlich klar, was sie gemeinsam musikalisch drauf haben! Vergleicht vielleicht mit: Kaltfront, Fliehende Stürme, Silly, sowas ebend. Urst schau, die Band.
Der Asphalt rauscht so tief entspannt
Gesteuert von orbitaler Hand
Auf der Konsole bewegtes Bild
was interessiert die Außenwelt?
…
Die Adern uns’rer Städte sind nicht aus Fleisch und Blut
Kommt der Strom zum Stoppen, schlägt Angst schnell um in Wut
(nach den Maschinen)
Die Kassette kommt, auf 50 Stück limitiert, in einem schön gestalteten Fold-Out. Splittersicht haben eine Homepage und noch einiges vor!
Sie haben es selbst aufgenommen und selbst gemastered auf einem Revox B77 MK-II. Das ist mal richtig old-school und sorgt für einen hörbaren Unterschied zu den glattproduzierten Digitalreleases. Und das sieht SO aus. Das ist so oldschoolig, dass ich mich Frage, ob die Menschen in dieser Band schon jenseits der 70er Grenze ist. Die Antwort finde ich im Begleitschreiben: von Mitte Zwanzig bis über 50 ist die Spannbreite. Das ist schon echt cool!