Halb aus Plastik: Das recht simpel gehaltene Tape im Pappschuber erreichte mich schon vor ein paar Wochen. Der erste Durchlauf war eher sperrig in meinen Ohren und so legte ich ein anderes Tape ein und ließ Halb aus Plastik ein wenig “ziehen”.
Nach dem zweiten Einlegen und einiger umtriebiger Aktionen (20 Jahre DUESENJAEGER) bestellte ich bei MY RUIN, Rosi bringt immer qualitativ hochwertige Sachen raus, diesmal in Coop mit Chief Records, die LP nach. Erstmal, um ihn zu unterstützen, denn dieser Tage ist ohne Konzerte für kleine Bands und Labels der Laden ziemlich ruhig, zum zweiten, weil mir Halb aus Plastik wirklich gut reinlaufen.
Einige Tage zogen also nochmals ins Land, bevor ich diesen lang ersehnten Review schreiben konnte. Nun habe ich die Scheibe in den Händen und sie ist fast so minimalistisch gehalten wie das Tape. Nur ist der Pappschuber hier ein Linolbedrucktes Inside-Out-Cover mit einem Texteinleger. Toll!
Aber es geht ja nur um die Musik. Die Texte. Und die sind klar verständlich und beinhalten auch sehr klare und simple Aussagen. Wie zum Beispiel “Maschinen”, was mir noch nie so wundervoll düster vorgesungen wurde; wie es ist, an einer großen Maschine zu stehen und sie zu bedienen.
Musikalisch ist Halb aus Plastik wohl am ehesten mit dem Genre-Mix englischer New-Wave Rock’n Roll Punkrock zu beschreiben (zwei, drei Songs lang).
Und dann platzt da plötzlich “nichts” aus den Boxen. Und “nichts” ist so gnadenlos Deutsch, Rheingold als Referenz, dieser Synthie ganz großartig. Auf Seite B gehts aufgeregter weiter mit “Dokumente” oder “im Rausch” Und ich darf meinen Genre-Mix korrigieren, denn hier herrscht eine wilde Mischung aus Front, Strg Z und Love A. Manchmal passt der Gesang nicht so ganz auf die wilden Takte, die die Band spielt, aber die Stimme ist so großartig einem die Hit-Qualität ins Ohr zu hämmernd.
Das Tape endet mit seinen insgesamt 12 Liedern mit einem recht infantilen Song über das Lkw-Fahren. Ich sage mal vielen Dank an Band und Label für dieses geradezu erheiternd nüchterne musikalische Werk.
Ein paar letzte Scheiben / Tapes gibt es vielleicht noch hier: myruin.
(Tapereview erschienen bei der ProvinzPostille)