Heute ist mal wieder ein guter Tag für Gemetzel. Es regnet, Wochenende naht, alles Scheiße. Alles? Nein, irgendwo in einem kleinen verschlafenen Örtchen BEI Stuttgart dreht sich ein Tape im Recorder, das die Füße der Redakteurin gleich um 20 Grad kälter werden lässt. Es mag daran liegen, dass die Band darauf aus Yakutsk, der kältesten Stadt der Welt kommt. Hat es heute dort gerade sommerliche -8 Grad, erreicht die Temperatur dort auch gerne mal -50 Grad im Winter. Ich frage mich, wie Bandproben dort ablaufen, wenn ich bei Plusgraden im Winter schon mal ein Heizöfelchen im Proberaum neben mir aufstelle. Ich würde während dem Singen einfrieren. Vielleicht ist die Musik von Katiny Slezky auch gerade deshalb so aufgeheizt (knick-knack) und hastig, weil einem sonst das Blut in den Adern gefrieren würde. Ok, genug übers Wetter geredet.
Running Out Of Tape Records spielt bei diesem wunderhübschen, weißen Tape mit blauem Aufdruck (an dieser Stelle muss auch mal wieder die Arbeit des Stempel-Bernds gewürdigt werden, Grüße!), mal “nur” die Rolle des Produzenten . Einfacher Einleger ohne Texte, die ohnehin ein Großteil von Euch nicht verstehen würde, da auf russisch gesungen, gebrüllt und gekeift wird. Für das Layout ist übrigens niemand geringerer als Reverend Seb verantwortlich, der bei Bad Nasty und Hateful Monday die Gitarre schwingt.
Veröffentlicht allerdings wurde die komplette “Yakutsk Punk Anthology 2016 – 2019″ vom Schweizer Indie Record Label GS PROD.
Musikalisch bewegt sich die Band in Extremen, auf jeden Fall raw as raw can be. Zwischendurch ganz viel Experimentelles irgendwo zwischen Garage und Post Punk, hier ein “Iron Man” Riff, da ein Spoken Word Teil, mal ultraeingängig, mal sperrig deluxe. Mal ein vom Bolshoi Theatre Orchestra interpretiertes “Romeo und Julia” – Intro, mal ein stark an The Hives erinnernder Drive. Aber immer mit dem eigenen Anstrich der Sängerin, die es sich in allen Klangfarben ihrer Stimme bequem macht. Schrill schreiend, beängstigend kläffend, hysterisch lachend – sie scheint sich mit nichts davon unwohl zu fühlen. Dominant treibender Bass, eingängig – ekligschrille Gitarre, ultratighte – völlig chaotische Drums: Authentisch, speziell, wild – ich kann verstehen, dass sich das Label in diese Band verliebt hat.
Nix für schwache Nerven, aber gut geeigneter Reset-Button für Scheißtage.
Zu kaufen gibt es das Prachtstück, mit dem ihr eure Nachbar*innen mal so richtig ärgern könnt, im Shop von GPS Prod, und zwar genau hier!