7 Jahre nach Kettcars letztem Album “Ich vs. Wir” ist eine Menge passiert, was man wohl umgangssprachlich als “Scheiße” beschreiben würde: Pandemie, Krieg, AFD…Abfuck. Umso erfreulicher, dass Kettcar jetzt mit ihrem 6. Longplayer “Gute Laune ungerecht verteilt” in den Startlöchern stehen. Sie kommen aber, weder um über “bessere”, vergangene Zeiten zu sinnieren, noch um mit der Moralkeule über die aktuellen Gegebenheiten zu schimpfen.
In der ersten Auskopplung “München” beleuchtet Bassist und Songschreiber Reimer Bustorff den konstant schwelenden Alltagsrassismus aus verschiedenen Perspektiven und geht zusammen mit der eindringlichen musikalischen Untermalung, inklusive Feature von Fjørts Chris Hell, direkt ans Eingemachte – hier wird nichts vermutet, hier wird aufgezeigt.
“Doug & Florence” nimmt dann die Lautstärke raus und feiert die Pfleger – und Paketzusteller:innen mit den eingängigen Chören um sich in “Kanye in Bayreuth” der unbequemen Frage nach der Trennung von Werk und (Arschloch-) Künstler zu widmen.
Kettcar liefern mit “Gute Laune ungerecht verteilt” eine Wucht von Platte ab und das auf allen Ebenen. Die textliche Vielschichtigkeit von Wiebusch und Bustorff wird in jedem Song von den Fähigkeiten an den einzelnen Instrumenten ins passende Licht gerückt. Dazu kommt die maßgeschneiderte Produktion, welche zum einen von Hausproduzent Philipp Steinke und Philipp Schwär, als auch vom kongenialen Duo Rudi Maier (aka Burkini Beach) und Simon Frontzek ( aka Sir Simon) geleitet wurden.
Kettcar sprechen sie an, die Themen dieser unangenehmen Zeiten und hinterlassen doch ein Gefühl von Hoffnung. Das kann so nur diese Band.
“Gute Laune ungerecht verteilt” erscheint in verschiedenen Varianten auf nachhaltigem BioVinyl und kann direkt beim GHVC geordert werden. Außerdem geht es im Frühjahr auf eine ausgedehnte Hallen-Tour. Im Sommer werden dann viele Freilichtbühnen bespielt. Auch hierfür können Tickets direkt im Shop des Hamburger Labels bestellt werden.