Klar ist, mir liegt das in Eigenregie veröffentlichte Debüt der Innsbrucker Psychedelic-/Stonerformation Moon Woman namens “Open Gates” vor. Nicht so ganz klar ist dagegen, wo damit anfangen und wo aufhören? Weder die verschwurbelten Tierchen auf den Labels, noch die nahtlose Auflistung der acht Songs auf dem Backcover liefern mir konkrete Hinweise, was hier A und was B sein könnte. Ich entscheide mich für das weiße Label. Ist so ein Bauchgefühl. Zu Beginn ein kurzes Intro, vielleicht liege ich mit meiner Wahl richtig? Dann der erste als solcher zählbare Song. Groovig lassen sie es angehen und dann diese mit Wahnsinnshall bedachte Slideguitar. Erinnert mich an Jeff Beck‘s geniales, weil so ganz anderes Experimentalalbum “Who Else!”. Beinahe schon im Sprechgesang vorgetragene und absolut unaufgeregte Vocals fügen sich wohlklingend in das Soundkostüm ein. Gefällt mir gut!
Dann wird’s ruhig und man kann jede Feder fallen hören, bevor eine*n ein mächtiges, tieftoniges Stonerriff beinahe vom Stuhl rutschen lässt. Was geht denn hier ab? Sind etwa Kyuss auf Besuch? Moon Woman spielen mit Extremen, das ist nun klar, und das ist auch schön. Langweilig geht anders und damit haben Moon Woman bei mir jetzt schon gepunktet, muss ich doch so manchen Artverwandten immer wieder mal eine gewisse Monotonie ankreiden. So viel Spannung, Spaß und Spiel schon auf Seite A, was mag das Überraschungsei da denn noch auf Seite B bereithalten? Oder doch anders rum? Beim Drehen der Scheibe kucke ich nach den Etchings und siehe da, mein Bauchgefühl hat mich im Stich gelassen. Weiß war doch B und nach einem gesamten Hördurchgang erscheint das dann auch logisch. Moon Woman bauen über die gesamte Plattenlänge nämlich eine geniale Dramaturgie auf, die letztlich im epischen und fälschlicherweise für Song drei gehaltenen achten Song “Eastern Lights” mündet.
Auch genial, weil so ganz anders ist der dezente Hauch von Garage, der “Open Gates” anhaftet. Das hat Charme und gibt Moon Woman die gewisse Eigenständigkeit innerhalb ihres Genres, welches neben den bereits genannten Königen der Wüste, Kyuss, durch Bands wie Fu Manchu, Doggod, Motorpsycho oder auch Mother Tongue abgesteckt werden kann. Also Garage ja und auch gut, aber keine Sorge, das Riffing hat trotzdem mächtig Druck. Überhaupt nur gut produziert, “Open Gates”.
Schade, dass Moon Woman sich mit dieser feinen Scheibe so ein bisschen hinter ihrem eigenen Artwork verstecken. Ganz oben links ist er beinahe schon schüchtern hingekritzelt, der Bandname samt Albumtitel. Andererseits steht er so der einen, die Weite des Himmels spüren lassenden Photographie des nächtlichen Himmelszeltes nicht im Weg. Und diese Weite und Atmosphäre spiegelt sich dann im musikalischen Inhalt wider. Sinnbild also doch geglückt. Lassen wir gelten. Das Inside/out – Cover sowieso. Ansonsten liefert uns die Rückseite ein paar spärliche Linernotes, darüber hinaus halten sich Moon Woman sehr bedeckt. Oder besser: sie lassen ihre Musik für sich sprechen. Und diese spricht nur Gutes. Gerne kaufen, direkt bei Moon Woman.