Also irgendwie rast die Zeit gerade nur so an mir vorbei. So gesehen passt Punkrock da tempomäßig und könnte deswegen vielleicht auch schnell abgearbeitet werden. Aber das ist es genau das, was ich eben nicht will, einen Tonträger abarbeiten. Ich will recherchieren, die Musik aufsaugen, mit dem Tape verschmelzen (ok, das war jetzt vielleicht etwas dick aufgetragen). Und bei der mir vorliegenden Kassette der (inzwischen leider nicht mehr existenten) Band No Hopes aus Berlin nehm’ ich mir genau diese Zeit, die ich eigentlich nicht habe, denn es passt scheinbar einfach Alles:
Punkt 1: Das Tape kommt aus dem Hause Running Out Of Tape Records (ein Garant für neue (und alte!) Schätze in Sachen Street Punk & Co)
Punkt 2: Das Cover (ein knallroter, geöffneter Mund, dem eine Rasierklinge zwischen den Zähnen klemmt, auf der der Bandname prangt) ist eigens vom Hausherrn des Ludwigsburger Labels liebevoll handgesprüht (also jedes Tape ein Unikat!)
Punkt 3: ES LIEGEN TEXTE BEI!!! <3
Punkt 4: In der Band spielen nicht nur Männer #GRLZZZSTOTHEFRONT!
Punkt 5: Ich weiß jetzt schon, dass es sich gelohnt haben wird, dieses knallrote Kassettenbonbon in den Recorder zu legen. Fragt nicht – Ich weiß es einfach.
Auch wenn ich persönlich eigentlich jetzt schon überzeugt bin, schreib ich euretwegen halt noch ein paar Worte:
Auch wenn im Netz wirklich sehr sparsam mit Bandinfos umgegangen wird, finde ich zumindest folgende Details: No Hopes sind Sängerin Jenya aka “Checka”, Bassistin Celia, Gitarrist Frank und Drummer Fede. Gegründet haben sie sich 2015 und leider nach relativ kurzer Zeit 2018/2019 auch schon wieder aufgelöst. Sängerin Checka hat in dieser Zeit aber gleich eine neue, 4-köpfige Punk / Punk’n’Roll Band namens Organized Chaos ins Leben gerufen, die noch in diesem Jahr eine 7″ Split mit den kanadischen Streetpunkern von Destructive auf Sick & Twisted Records veröffentlichen will.
So, jetzt aber, Musik:
Die A-Seite (also die einzige Seite, dafür 2x) startet unvermittelt mit 1A* 90iger Streetpunk à la The Casualties und wie unfassbar geil, diese Musik von einer weiblichen, derart kraftvollen Stimme hingerotzt zu bekommen. Garniert wird “Mess In My Head” mit ‘ner Gitarre, die unverschämt lässig und leicht klingt und flankiert wird von kraftvollen Drums und dem schweren Bass und damit eine geniale Fülle an Sound verursacht. Und das ganze 3:31 min. lang (Stop! Keine Zeit-Diskussionen jetzt, das muss so!!!). Ich hab’s euch ja gesagt…
“Berlin Disaster” klingt erst wie erwartet (es geht grob zusammengefasst um Pöbeln & Saufen) dann völlig wirr, aber im guten Sinne, dann wieder überladen, dann doch wieder nicht und am Ende ist es einfach ne runde Sache. Ja, genau, das können die wirklich, uns einfach Alles vor den Latz knallen, was sie so beherrschen, und zwar gleichzeitig, und trotzdem nach Oldschool Punk klingen. Ich bin jetzt schon hin und weg (gedanklich eher weg).
“Russian Terror”. Puh. Die berühmte Faust aufs Auge. “Human lives don’t cost a thing, they just want the war to win”. Da will ich eigentlich gar nichts mehr ergänzen. Hörts euch an, vielleicht wird das mein Song des Jahres (leider).
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