Leute, wie viel Glück kann man haben? Ich war das erste Mal live bei einer Vinyl-Release-Party dabei. Im Rahmen des Kernkrach-Specials am 19. November in der Leserille von Hans-Georg Lehnert in Sundern, das ich moderieren durfte, beziehungsweise Dr. Kernkrach alias Jörg Steinmeyer live vor Publikum interviewen durfte. In diesem Rahmen also, hat Dr. Kernkrach nun die vorliegende Single von PERTRIX WERKE weltweit veröffentlicht. Ich sag euch Leute: Gänsehaut pur.
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Nun aber zum fachlichen Teil. „Monoton“ ist eine der vielen guten Releases aus 2022 aus dem Stall Kernkrach und wurde auf Nancy Records, einem Sub-Label von Kernkrach Records veröffentlicht. Bei der Band PERTRIX WERKE handelt es sich um die beiden Freunde Kenneth Walter Balys und Jörg Steinmeyer. Kenneth ist Isländer und seines Zeichens Informatiker mit Spezialisierung auf Kino und elektronische Musik und produziert und spielt seit 1981 elektronische Musik. Er nutzt sein technisches Wissen aus seiner langjährigen Arbeit in der Luftgeophysik und Nachrichtentechnik, um Kunst zu machen. Beide Freunde vereint die Liebe zur Musik mit analogen Synths. Kenneth ist Gründer und einziges Mitglied von DADA POGROM, einer Band, die bereits auf eine ansehnliche Anzahl an Veröffentlichungen zurückblicken kann. Jörg Steinmeyer ist ein umtriebiger Zeitgenosse mit Vinyl-Shop in Münster, Versand im Netz, Betreiber zahlreicher Labels, DJ, und Musiker. Was bei einer solch heissen Mischung im kalten Island herauskommen kann, könnt ihr auf der feinen Single „Monoton“ erleben.
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Nun aber zum musikalischen Teile des Reviews. „Monoton“ startet wie erwartet mit einem der besten Beats in 2022. Sofort geht es los, als wenn es kein Morgen gäbe. Der Beat geht fantastisch in die Beine und bleibt schön monoton über die gesamte Lage des Stücks herrlich basslästig. Neben dem Beat werden Fragmente von Sounds und Texten eingespielt. Ein entfernt an eine Sirene erinnernden Sound konterkariert mehrmals wunderschön der Beat . In der Song-Mitte, nimmt man kurz alle Sounds raus und lässt den Beat kurz alleine – einem Herzschlag gleich – hallend zum zweiten Teil überführen. Der Songtitel wird von einer stark verfremdeten Stimme gesprochen und repetitiv in unterschiedlichen Stimmlagen mit und ohne Echo verwendet. Der Song erinnert mich, wen wundert es, mit seinem straffen Beat und den Spoken Words an die hervorragenden DAF. Das herausragende Merkmal ist aber der stumpfe, technisch exakte Beat mit diesen unterlegten Synth-Effekten. Einfach „schön monoton„.
Mit „So dunkel und schön…“ beginnt die B-Seite „Wirklichkeit“. Hier wird es ein wenig experimenteller. Aber ein beherrschender Beat gibt auch diesem Song die Struktur. Allerdings gibt es viele, herrliche Soundeffekte, die von spaßigen Geräuschen bis hin zu Industrial-Effekten gehen. Das macht wirklich Laune hier gibt es viel zu entdecken. Der alternierende Beat erzeugt zusätzlich zu den düsteren Vocals eine dystopische Atmosphäre. Im Text geht es um das Gefühl der Verfolgung in einer sehr befremdlichen, Angst einflößenden Umgebung, die klanglich durch Neubauten-ähnliche metallische Geräusche verstärkt wird. Am Ende geraten Beat und Song ins Stolpern und lösen sich ein wenig unkonventionell auf.
Diese Single ist sehr unterschiedlich und damit signifikant interessant für eine geneigte Hörerschaft. Auf der A-Seite der Beat, der „Monoton“ zum Dancefloor-Filler macht. „Wirklichkeit“ eine Sinfonie verwirrender, befremdlicher Geräusche, gepaart mit einem deutlich negativen Text. Beide Seiten sind in meinen Ohren hervorragend und zeigen auf der einen Seite, wie es PERTRIX WERKE zum einen schaffen, sich stur einem Beat unterzuordnen und zum anderen, den Beat in eine sehr experimentelle Gemengelage zu integrieren, wo man nicht weiß, was in der nächsten Sekunde passiert. Ich kann jedem, der Kernkrach-Veröffentlichungen liebt, nur dringend raten hier schnellstens zuzuschlagen, denn ich bin mir sicher, dass diese Single schnell ausverkauft sein wird. Dafür sprechen die Musik von PERTRIX WERKE, der Name Kernkrach und die Exklusivität der Platte. Ich würde fast von einem Must-Have sprechen, wenn das an der Stelle erlaubt ist.
Es ist einfach eine Freude und ein Genuss PERTRIX WERKE zu hören und dabei den Spaß zu fühlen, den beide Freunde, bei der Aufnahme der Songs gehabt haben. Und man muss einfach anerkennen, dass die beiden ihre geliebten Instrumente, die analogen Synths, wirklich beherrschen und wissen, wie man diesen elektronischen Kameraden geile Beats entlocken kann.
Wen ich jetzt neugierig gemacht habe, hier geht es zur limitierten 7″ Single. Das Vinyl ist übrigens strengstens auf 195 Kopien limitiert.
Im letzten Teil des Reviews geht es um einige interessante Background-Informationen, die ich von Dr. Kernkrach direkt erhalten habe. Das Artwork stammt aus der erfolgreichen Hand von Tochter Tanja, die schon einige Werke verschönert hat. Die Single kommt in transparenten Silk-screen print, im Blau der Isländischen See und mit einem Schwarz-Weiß Foto. Aufgenommen im vollausgestatteten Data Programm Beat Camp Studio in Reykjavik/ Island und fertig gestellt in Canada, dem Heimatort des Labels Nancy Records.
Laut Jörg haben die beiden Freunde einfach mal ein wenig herummusiziert und dabei „einen guten Beat“ gefunden, ein wenig seltsam anmutende Texte dabei gegeben, und fertig war „Monoton“, die dritte Single von Nancy Records. Das Cover der Single stammt von einem Schrottplatz etwas außerhalb von Reykjavik.
Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt ein Wärmepumpenwerk ebenfalls außerhalb von Reykjavik, aufgenommen mit einer Leica-Kamera aus den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Wenn ihr genau hinschaut, werdet ihr sehen, dass im Moment des Selbstauslösers ein Windstoß den beiden Bandmitglieder von PERTRIX WERKE die Haare hoch stehen. Ein zufälliger witziger Moment, der aber nicht korrigiert wurde.
PERTRIX WERKE haben bisher vier Songs geschrieben, von denen die ersten beiden Songs jetzt auf Vinyl veröffentlicht wurden. Laut Jörg werden die anderen beiden Songs in der Zukunft veröffentlicht. Der Name PERTRIX WERKE stammt von einem realen Unternehmen, dem Vorgänger der heutigen Varta AG. Gefunden hat sich der Name auf einer noch original in Ölpapier eingepackten Handtaschenlampe, die im zweiten Weltkrieg in U-Booten zum Einsatz kam. Kenneth hat diese Lampe Jörg, als passioniertem U-Boot-Fan, geschenkt und die Namensgebung nahm ihren Lauf.
Wer jetzt alles gelesen hat, die Fakten abgewogen hat und überzeugt ist, dass er diese Single zum Leben braucht, hier geht es zum Shop.
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