Pogorausch Festival – Das erste Mal in Dresden
Carl überzeugte mich im frühen 2022, dass es ratsam sei, zum Contra Bash zu fahren.
Während wir darauf immer heißer wurden, bestellte ich dann einfach Karten fürs Pogorausch, da das LineUp gar köstlich war – obwohl diese Reise noch nicht als fest besprochen galt.
Außerdem ist unsere geliebte Chemo (fast) immer eine Reise wert.
Contra Bash war geil also freute man sich immer mehr aufs letzte Wochenende im Oktober.
Die Zeit vergeht ja im Fluge und schon war es soweit..
Als wir am Freitag gegen 19.30 Uhr vor der Chemiefabrik eintrafen, war nichts weiter los..
Das änderte sich jedoch mit voranschreitender Zeit. Schließlich war das Wochenende ja inzwischen (fast) ausverkauft..
Sebastian (S):
Als es endlich Zeit für die Skinsects war, lag so Knistern in der Luft. Alle waren heiß, hatte ich das Gefühl. So auch ich. Das Set der Dresdner Clockworker war richtig Horrorshow und ließ keinen Wunsch offen!
Für Raybo gab es auch noch 4 Coversongs von Bonecrusher.
Carl (C):
Skinsects waren an diesem Tag mindestens so gut, wie ich sie in Bischofswerda erlebt habe. Leider fehlte mir ein quer über die Bühne fallender Frank. Die Idee mit dem Banner für Raybo hat bei mir aber für Gänsehaut vom kleinen Zeh bis zum Haaransatz gesorgt.
S:
Bei den darauffolgenden Young Ones aus den Niederlanden hatte ich die Befürchtung, dass die Stimmung der Skinsects nicht gehalten werden könne… Au Schwarte, was für ein Irrglaube.
Die 5 Buben, oder inzwischen erwachsenen Männer, hatten das Publikum fest im Griff und spielten sich durch Ihre sämtlichen Veröffentlichungen.
Selbst Stücke von dem 2005er Album waren im Set. Das hat Spaß gemacht.
C:
Mir hat bei den Jungs aus den Niederlanden allerdings etwas der Druck gefehlt, den ich auf deren Platten so lieb gewonnen habe. Ihr Auftritt hat mich überzeugt, war aber leider nicht der Abriss, den ich erhofft und erwartet hatte. Vermutlich lag das aber auch daran, wie Skinsects vorgelegt haben.
Anders erging es mir da bei den Herren von Suede Razors, welche eine Art BestOf der nordamerikanischen Oi!-Szene in Ihren Reihen darstellen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Suede Razors vor dem Pogorausch nicht so sehr auf dem Schirm hatte… Peinlich, ich weiß! Mit ihrem Auftritt haben sie bei mir aber bleibenden Eindruck hinterlassen und die werden mich jetzt noch lange begleiten. Was ein fettes Brett!
S:
Jaa, so Bootboy-Glam war ja bislang nicht so Deins, Carl. Das änderte sich ja schon mit Mad Rollers.
Ich bin ja mehr der Hintensteher.. Krasser Pogo war noch nie Meins und Mainz schon gar nicht.. Aber bei den Suede Razors zog es mich einfach direkt vor die Bühne.
Dieses AllStar-Enssemble, wenn ich es so formulieren darf, bot, wie auf Platte, lupenreinen Bootboy-Bovver-Sound – Glamrock mit ordentlich Rock’n Roll.
Auch ein Coverstück von Red London mit “Wish The Lads Were Here” war dabei.
C:
Aber The Lads waren doch quasi da?
S:
Carl, das verwechselst du wieder… Das Waren nicht The Lads, sondern Brutal Drinking…oder so… Ich habs auch ne ganz mit Namen.
Charge 69….Naja….
Aus der Tube klang es immer kuhl. Live glich jedoch ein Song dem Vorherigen und/oder dem Nächsten. Sehr schade.
C:
Muss ich dir Recht geben. Liebe Grüße an Israr. “Die Band ist schlecht gealtert” trifft es leider wirklich gut als Zusammenfassung deren Auftritt.
Wo wir aber gerade bei aus der Tube sind…
La Inquisición klingen live erstaunlicherweise um einiges härter, als sie das auf ihren Alben tun. Ich bin nach wie vor ein großer Fan ihrer Musik, das GOA ähnliche gestikulieren des Sängers hat mich aber spätestens beim dritten Lied angefangen zu stören. Trotzdem definitiv keine Enttäuschung!
S:
Wenigstens folgte ja auf “eintönig” die “merkwürdig darstellende Kunst”.
Ich selber hatte mich ja auf jede einzelne Band gefreut, auch auf Soifersonne, und dann war es an Zeit für La Inquisición. Musikalisch geil, ja sogar treibender, als auf Platte oder vom Streamingportal..
Aber was sollte diese Performance mit den gestikulierten Fäusten und diesen Handbewegungen á la Copperfield??
Das war kein visueller Genuss!
Schön, wie wir uns hier einig sind. Da kann sich Punk You Want mal ‘ne Scheibe abschneiden 😉
C:
Liebe Grüße an der Stelle an den schönen Kai und Herr Schmeling!
S:
Aftershow haben wir ja gegen Döner eingetauscht und das wars eigentlich auch schon vom Freitag – würde ich sagen.
Jaaa, GaLieGrü ins Radio nach Karl-Marx-Stadt!
C:
Alles in allem doch ein sehr gelungener Start für das Pogorausch, oder?
S:
Ich hab viel erwartet und wurde nicht enttäuscht, wobei es ja gegen halb 8e oder wann das war, noch arg dünn besucht aussah.
Toller Start eines schönen Wochenendes.
Auch wenn die Frage nach der Identität von Maik Langkurz noch ungeklärt ist und was bei ihm ‘ne halbe Runde kostet. (ist ein Insider)
C:
Ich fürchte das Mysterium wird uns noch eine Weile verfolgen. Falls uns da jemand weiterhelfen kann, meldet euch doch bitte!
Der Samstag fing ja dann auch fantastisch an mit The La.. äh Drinking…. Moment.
Nonchalant! Ich habs! Was fürn geiler PowerpopPunk-Scheiß! Auch wenn mir die Füße vom Vorabend noch sehr wehtaten. (Scheiß Martens, Skinhead-Kacke!), da konnte ich nicht stillhalten. Auch wenn die ersten beiden Lieder etwas mehr Gitarre hätten vertragen können!
S:
Jaaa, die umbesetzten Drinking Squad mit dem 77er-Power-Pop-Punk-Scheissdreck als Nonchalant waren ja eine aaaabsolute Delikatesse! Da standen wir auch wieder ganz vorne..
Das blieb kein Muskel entspannt, sondern der Beat fetzte durch sämtliche Stränge!
Wenn ihr Asis aus Lahr das lest, bitte macht ein Vollalbum. Danke.
Asi ist ‘ne geile Überleitung zu der folgenden Band 😀
ASOZIAL! ASOZIAL!
C:
Damit lass ich dich gern allein, das war ganz schöner Unfug um den schon erwähnten Herr Schmeling zu zitieren.
S:
Soifersonne aus dem Münchener Stadtteil Neuhausen (Danke für den Hinweis), waren der absolute Wahnsinn! Schön 90er Skinheadrock mitten in die Fresse!
Stiefel, Bier, kurze Haare – beinhaltet alles Lyrische.
Auch deren 40-Sekunden-Song “ASOZIAL” wurde mindestens 3x gespielt und ein Cover der Gewohnheitstrinker inkl. Gastgesang von TheOneAndOnly Oliver Bauer gabs auch noch.
Ich fands schön 🙂
Ich hol mir fix ein Bier im Keller und denk kurz nach, wie denn die Ghostbastardz waren
Mach langsam, Carl, ich kann ne so schnell…
*keuch
wieder da.
C:
Selber Schuld wenn du dein Bier nicht in der Wohnung bunkerst!
Dann kam für mich eine an dem Wochenende komplett unterschätzte Band. Ghostbastardz. Vor einigen Jahren bereits in Görlitz gesehen und Aufgrund des dortigen Alkoholkonsums wieder vergessen. An die Truppe bin ich mit wenig Erwartungen rangegangen, die dann aber deutlich übertroffen wurden. Fette Gitarren, abwechselnder Gesang, deutsche aber nicht stumpfe Texte (Liebe Grüße nochmal an Soifersonne!). Die haben echt Spaß gemacht und hätte ich so nicht erwartet!
S:
Die Soifersonne hier so zu beschmutzen.. Das finde ich ASOZIAL!
Bier gehört in den Keller & Ghostbastardz waren super.
Ich hab deren Gig in Görlitz leider auch verbiert. … Prost übrigens… Und durfte ja deren letzte Platte hier rezensieren. Live und nüchtern war das sehr solide und hat Spaß gemacht.
Mit dem kleinen Sänger hatte ich dann noch ein Pisspottgespräch. Netter Kerl!
C:
Echte Punkrockromantik!
S:
Mit Herz und Verstand!
Verstehst du eigentlich die baskische Sprache?
C:
Leider nein, das solltest du bei den unzähligen, gescheiterten Versuchen den Bandnamen Kaleko Urdangak korrekt auszusprechen eigentlich gemerkt haben. Aber sei es drum! Die Basken (sagt man das so?) waren für mich die Band des Wochenendes! Pure Kraft die einem da entgegenkommt wenn man vor der Bühne steht, unfassbar geil! Bin bis heute traurig, dass ich nur eine Platte erstehen konnte, da es keine Textile mehr in meiner Größe gab!
S:
Ich weiß ne, wie man Kaleko Urdangak korrekt ausspricht. Ich sag einfach Kaleko Urdangak.
Seit ich die letztes Jahr mal durch Zufall im WWW entdeckte, bin ich angefixt! Egal ob Livevideos, auf Platte oder jetzt eben LIVE!! Das mit der Energie kann ich dir nur bestätigen.
Der recht zierliche Sänger ging ja ab, wie ein Flummi! Herrlich!
Normalerweise wäre da schon die Luft raus gewesen, aber es waren ja noch 2 Bands angekündigt… Jetzt wirds eher traurig, Carl.
C:
Das kannst du laut sagen..
S:
JETZT WIRDS EHER TRAUTIG!
C:
Was für eine Schande diese Band nicht mehr live zu sehen. Die haben mit diesem Auftritt noch einmal deutlich gemacht warum sie in so kurzer Zeit in den Punkrockolymp gehoben wurden. Ich bin mehr als glücklich damit, Teil des letzten Auftritts gewesen zu sein und ich hoffe, dass da ganz schnell eine Band kommt, die die Lücke im deutschen Oi! schließt! Das waren ne dreiviertel Stunde pure Wut die da niedergegangen sind. Brutal Bravo über alles. Hoffentlich überlegen die sich das nochmal!
S:
Und damit ist alles gesagt! Amen, Carl!!
C:
Wenn du das so sagst, bekomm ich direkt La Inquisición-Flashbacks.
S:
Ich hab’s mir auch so vorgestellt, dass ich religiös gestikuliere, haha!
C:
Und wie fandest du denn die letzte Band des Pogorausch Festival?
S:
Und darauf folgte dann noch eine Band, die wir wohl so schnell nicht wieder sehen werden. Ich war eh ganz überrascht, dass die noch aktiv sind. The Beltones. Übelst geiler Punkrock aus der US und A.
Die haben sich 1994 schon gegründet und zogen dann von Florida über Texas nach Jersey und Oakland.
Die mag ich ja schon wirklich lange und wurde aaaaabsolut nicht enttäuscht!
Davon werde ich in zig Jahren als der nahezu senile Glatzkopf im Heim erzählen, während ich mich erwärmend voller Stolz einpuller!
ASOZIAL!
C:
Bitte nicht schon wieder…
S:
ASOZ…
C:
Ich war tatsächlich im Vorfeld sehr heiß auf den Auftritt von The Beltones. Leider haben die mit Energie vollgepumpten Auftritte der beiden Vorgängerbands bei mir aber für etwas Leere gesorgt und so war ich bei The Beltones nur mit einem Ohr anwesend. Was ich damit gehört habe, hat mich aber auch weggepustet. Das war für mich der perfekte Abschluss für dieses fantastische Festival!
S:
Perfekter Abschluss trifft es sehr gut!
Danke Reisegruppe, Danke Master Brille, Danke Chemefabrik, Danke an alle Bands.
Es war mir ein innerliches AufDerWieseRumtollen!
C:
Abschließend möchte ich hier nochmal erwähnen, wie unfassbar geil es war, wie viele Bands in Form von Bonecrusher-Cover Raybo Respekt gezollt haben. Ihr habt damit bei mir für ne mächtige Erpelpelle gesorgt und ich hoffe der Banner findet einen Ehrenplatz!
Danke für das tolle Wochenende an alle Beteiligten!
S:
Das hab ich ja ganz vergessen! Da hast du Recht.
Geile Aktion von Skinsects! Arny meinte, die wollen das Banner, wenn möglich, dauerhaft in der Chemo an der Wand, rechts der Bühne, hängen lassen.
C:
Eine super Idee, ich hoffe das wird umgesetzt!
Und ich hoffe, dass das mit dem Respekt behandelt wird, den es verdient!
S:
Danke Euch fürs Lesen unseres Split-“Interview”-Berichtes.
Diesen Beitrag haben wir vor der Sendung aufgezeichnet….ähm… virtuell “besprochen”.
Oi! und bleibt ASOZIAL!
C:
… aiaiai …
Soifersonne kommen München. Neuhausen ist ein Münchner Stadtteil.