Klassischer Alternative Rock der 2000er in Anlehnung an Fall Out Boy, Yellowcard oder Paramore kombiniert mit frischen Synth Elementen und dazu einer Menge kreativer Energie. Klingt nach einer vielversprechenden Kombination und ja, sie hatte definitiv das Zeug dazu, mich noch mal genau in diese Zeit zurück zu katapultieren.
Das Solo-Projekt Poledance, bestehend aus dem Berliner Musiker Daniel Pfeifer, hat Anfang Dezember 2022 sein Debüt Album „Circus“ veröffentlicht. Mit insgesamt 10 Songs bekommt man hier eine breite Variation an Alternative-Emo-Rock Nummern präsentiert, welche durch den Einsatz elektronischer Elemente richtig abwechslungsreich klingen. Wer heute noch etwas für die Alternative und Pop Punk Bands der frühen 2000er übrig hat, wird sich mit diesem Album besonders wohlfühlen.
Der Großteil der Songs zeichnet sich durch verspielte Melodien in Kombination mit übereinandergelegten Gitarrenriffs aus, welche richtig gut mit dem Gesang harmonieren, so zum Beispiel direkt im Opener „Beautiful“, oder auch bei „Burial“ zu hören. Als persönlicher Gitarrenenthusiast macht es einfach Freude zu hören, wie viel Mühe sich Poledance gegeben hat, hier für eine abwechslungsreiche und kreative Gitarrenbegleitung zu sorgen, die ich so noch nicht gehört habe. Aber natürlich gibt es auch Nummern mit richtig Druck auf dieser Platte zu hören und davon nicht zu wenige. So ist mir insbesondere der Track „Help“ in Erinnerung geblieben, welcher nicht nur ein eindrucksvolles Ende der ersten Seite bietet, sondern auch durch den rhythmischen Kontrast zwischen Strophe und Refrain viel Dynamik erzeugt und an der Stelle direkt Lust auf mehr macht.
Insgesamt harmonieren die Instrumente wunderbar miteinander. Der Gesang steht dabei fast immer im Vordergrund und wird durch den Rhythmus und die Gitarren kontinuierlich begleitet. Da wo Platz ist, werden auch einzelne instrumentale Elemente mal stärker hervorgehoben, dabei jedoch nie so stark, dass es der Stimmung schaden würde. Jeder Song hat dabei seinen ganz eigenen Charakter und hat mich beim Hören immer irgendwie neu begeistert.
Inhaltlich spiegeln die Texte eine ungleiche und bunt zusammengewürfelte Gefühlswelt wieder, welche in Analogie zu den verschiedensten Attraktionen und Darstellungsformen von Zirkussen auch zum Namen des Albums „Circus“ geführt hat.
Auffällig gut tun dem Album dabei die bereits erwähnten elektronischen Elemente, welche beispielsweise im Intro von „No Love“ in Form von elektronischen Drum Samples zu hören sind. Dies hat mich tatsächlich anfangs ein wenig an die neueren Songs von Bring Me The Horizon erinnert. Auch einzelne Synth-Sounds geben der ein oder anderen Nummer mehr Tiefe und Abwechslung, so dass insgesamt ein Album entstanden ist, welches definitiv einen ganz persönlichen Charakter hat.
In knapp 40 Minuten zeigt Poledance auf dieser Platte, dass der 2000er Alternative-Emo-Rock noch lange nicht tot ist und auch im Jahr 2023 wahnsinnig gut funktioniert. Erwähnenswert ist dabei, dass Daniel Pfeifer nicht nur alle Instrumente inklusive dem Gesang selbst eingespielt bzw. aufgenommen hat, sondern darüber hinaus auch Mixing, Mastering, Songwriting und somit den Großteil der Gesamtproduktion in Eigenregie durchgeführt hat. Einzig für die Vocals wurde er dabei von Sascha Lukas unterstützt.
Das Vinyl selbst ist passend zum schlicht gestalteten Cover in einem schicken Rot zu haben, was einem Freund farbiger Vinyls natürlich besonders gut gefällt. Das Album wurde über Thirty Something Records veröffentlicht und lässt sich aktuell über Bandcamp erwerben.
Viel Spaß beim Hören!
[Jan Ginsberg]