Wenn Du erstmal eine Urlaubspostkarte einer Person bekommst, die Du nicht kennst, dann kann das schon für Verwirrung sorgen. Wenn diese Person dir auf der Karte mitteilt, dass er ein neues Album am Start hat und das Album in den nächsten Tagen zugestellt wird, dann wird man schon sehr aufgeregt. Mir ist es hier passiert. Manuel Scuzzo, Allround-Talent an den Instrumenten, hat sich mit dieser Werbemaßnahme natürlich erstmal Aufmerksamkeit verschafft. Aber ist eine Aufmerksamkeit im Vornhinein wirklich so gut? Was ist, wenn das Album dann doch nicht mehr so gut ist, wie es nun den Anschein erweckt? Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, weil es mal etwas Besonderes ist eine personalisierte Postkarte zu erhalten.
Kommen wir aber zum Wesentlichen. Manuel Scuzzo, oder auch Manuel Gies, selbsternannter Klangkünstler und Musiker, lebt in Hamburg und ist unter anderem auch Teil der Indie – Formation Misses NEXT Match. Sein Debüt-Album “Greetings from Scuzzo” ist am 06.08.2021 auf Misitunes (Knarf Rellöm, School Of Zuversicht, …) erschienen. Das Album ist innerhalb einer Woche in einem Wald entstanden. Field Recordings, nennt man das wohl auch. Dabei werden sämtliche Sounds der Natur aufgenommen, die Manuel dann in mühevoller Kleinarbeit mit weiteren Soundschnipseln zu einem Großen Ganzen zusammengefügt hat. Daraus entstanden ist dann “Greetings from Scuzzo”. Wer oder was ist eigentlich ein “Scuzzo”? Bei meiner Recherche kam heraus, dass ein “Scuzzo” ein Slang-Begriff für eine schmutzige und garstige Person ist. Lassen wir das einfach mal so stehen!
“Greetings from Scuzzo” ist sicher interessant, hat sich bei mir aber nach mehreren Durchgängen nicht ins Gehirn gebrannt. Schade. Ich sehe aber ungeheuer gute Arbeit hier, denn ich kann mir richtig vorstellen, wie er alleine auf der Bühne steht und mit sämtlichen Instrumenten (zu finden auf dem Inlay und auch in der Bildergalerie) hantiert und jedes einzelne im Loop-Verfahren zu einem Einheitsbrei mischt. Manuel hat neben den Field Recordings auch sämtliche Instrumente selbst eingespielt und sich von diversen Musiker*innen helfen lassen. Der zweite Song “Fliegende Heuballen” bringt direkt mal den Kopf zum Wackeln und lässt die Füße wippen.
Weiter geht es mit dem “Scuzzo Song”! Er erinnert mich mit der im Track enthaltenen Ukulele sofort an Urlaub, Strand, Meer und ganz besonders an die sommerlichen Spencer & Hill – Filme. In “Glow” hört man Manuel mit begleitender Musik, wie er einem die Umgebung beschreibt, in der er sich gerade bewegt. Er lädt uns also dazu ein die Augen zu schließen, dem Alltag zu entfliehen und Urlaub zu genießen, bevor sich dann wieder ein rhytmischer Beat dazu gesellt. “You Don’t Give Up Easily” ist dann wieder so typisch Oliver Onions – Style und erinnert an bereits besagte Filme. Ich finde es nicht schlecht, keine Frage, aber ich möchte doch nicht ständig an alte Kalauer erinnert werden. “Zu Besuch Im Wald” hat dann mit die meisten Field Recordings, würde ich sagen. Vogelgezwitscher, ein Bachlauf, dazu musikalische Begleitung.
“Fünf Länder Eine Reise” ist dann doch ein Track mit Gesang geworden, den man sich aus meiner Sicht aber hätte sparen können. Ich weiß nicht, ob es an dem Gesang von Lea Gies liegt, oder einfach, weil es Gesang ist. Es ist zwar schön roh und bei Leibe nicht der beste Gesang, den ich gehört habe, aber er zaubert mir sicher auch keine Freudenfalte ins Gesicht. Ich denke, ich hätte mir lieber ein reines instrumentales Electronica-Album gewünscht.
Es folgt “Regen”, der auch gut und gerne von Sigur Rós, oder anderer kreativer isländischer Instrumental – Bands hätte kommen können, da ich mich bei dem Song doch sehr zu Island zugewandt fühle. “Baglama” ist eine spannende Interpretation, denn “bağlama” ist die türkische Langhalslaute, eine Art Gitarre. Diese führt uns rythmisch und mit Trommelschlägen begleitet durchs Programm. Gefällt mir bisher mit am Besten.
Apropos Gesang: den findet man auch bei “Liebeslied”. Diesmal von Lea und Manuel gemeinschaftlich interpretiert.
Den Abschluss macht “Fibonacci”, der nur aus Percussion besteht.
Was bleibt noch zu sagen? Manuel Scuzzo bietet uns hier ein wunderbares Instrumental-Album mit, aus meiner Sicht, zwei kleinen Ausreißern. Ansonsten ein ansprechend starkes Debüt, dass sich sehen und hören lassen kann.
Zu erwerben ist das Album bei Hanseplatte und JPC.
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