Ein Totenkopf auf dem Cover, zwei gekreuzte Knochen darunter. Statt einem Heiligenschein, wird der blanke Schädel von Stacheldraht, Patronen und Klappmessern umrahmt. Dazu ist die Schrift blutrot, ein wenig verlaufen.
Frühlingsgefühle sehen anders aus!
Und dennoch haben Siniestro mit dem Album “Vortex” den schwedischen Frühling unaufhaltsam eingeläutet. Das Läuten fällt eben ein wenig lauter und trauriger aus. Das in Stockholm ansässige Duo besteht aus Commander (Gitarre, Bass, Gesang) und The Machine stehen Linus Öhrn und der in Chile geborene Drummer Sebastian Rojas. So mischen sich hier zwei Klimazonen, die nicht unterschiedlicher sein könnten, die Kälte in der Nähe des Polarkreises mit der Hitze südlich des Äquators. Seit 2012 ist das Duo unterwegs und ist auf zahlreichen namhaften Festivals mit Bands wie Destruction, Nervosa, Memoriam, Draconian, Necrophobic auf der Bühne gewesen.
Als wenn es keine Sekunde zu verlieren gäbe, öffnet der Oper “One Last Bullet One Last Ride” auf der Überholspur. Der Song macht seinem Titel alle Ehre, denn hier gibt es kein Halten mehr – mit Lichtgeschwindigkeit geht es den Strudel abwärts in die Tiefe! Auch “Vortex” verschlingt alles wie ein schwarzes Loch in sich und lässt die Derwische tanzen. Bereits nach zwei Songs gibt es erste Ausfälle, denn das verlangt Musikern und Hörern alles ab. Dann wird man mit “Black Acid Rain” ein wenig entschleunigt. Gott sei Dank lösen Siniestro die Bremse dann wieder ein wenig und die vertrauten Staccato-Drums mischen sich mit typischen Metal Screams. Anscheinend wieder auf einer Geraden angekommen, schalten Siniestro mit “Anti Human Commando” wieder ein paar Gänge hoch und sind auf Reisegeschwindigkeit. Der Song steigert sich kontinuierlich über zehn (!) Minuten, bis er völlig überraschend mit einer wunderschönen Akustikeinlage aussteigt.
Das man im Fahrstuhl des Teufels so etwas zu hören bekommt, war schon ein genialer Schachzug, aber im Song “Blod Eld Död”, das übersetzt so viel wie Blut Feuer Tod heißt, wird der Hörer mit einem Intro einer Akustikgitarre begrüßt. Völlig ratlos gehen die Arme runter, man sieht sich ratlos an – bis dann die Metalgitarren die Melodien wieder aufnehmen und die Drums das Tempo unbarmherzig wieder anziehen. War alles nur Spaß! In den nächsten sieben Minuten holt die Band alles wieder in die Spur. Das Ganze klingt wie ein kapitales Saufgelag zu Midsommar. Könnte man in Endlos-Schleife hören, wenn genügend Getränke in der Nähe sind.
Wer jetzt glaubt, er hat Siniestro durchschaut, wird beim nächsten Song “Den Svartaste Flamman Och Renaste Hat” schon wieder eine Wundertüte erwischt. Ein kurzes Momentum, was wieder an Mitgrölen erinnert. Hier hebt man gerne sein Glas. Damit es aber wieder vorwärts geht, wird mit “Buried in the Bog” mal so richtig die Trasse-Axt rausgeholt. Hier bleibt kein Auge trocken, dass ist Trash pur und Drums und Bass sorgen dafür, dass auch die Sektion Rhythmus sich deutlich hörbar am Ganzen beteiligt.
Die düstere Atmosphäre des Vorsongs wird mitgenommen und die Geschwindigkeit noch mal in “Escape by Death” verdoppelt. Ob die Drums jetzt noch 16-tel, oder 32-tel oder Lichtgeschwindigkeit stampft spielt überhaupt keine Rolle mehr. Der Rollercoaster rollt und beschleunigt und rast der Dystopie unaufhaltsam entgegen. Aussteigen ist jetzt nicht mehr möglich. Der Schaffner lacht noch böse, dann kachelt der Zug den Abgrund mit sirenenhaften Riffs entgegen! Am Ende muss man sich erstmal schütteln, damit man wieder klar denken kann. Dann kommt mit “Hilsi” der ultimative Rausschmeißen-Song für Trash-Alben aller Zeiten. “Hiisi” als folkloristisches Flamengo anmutende Interlude klingt nun dann doch sehr verrückt! Spätestens jetzt sind alle Synapsen am Ende und out-of-duty.
Das Fazit fällt dann so aus, dass die Schweden für ordentlich Furore auf der Blumenwiese sorgen und den Hörer mit Trash und einem Schuss Black Metal Siniestro dem Hörer die Füße unterm Hintern weg reißen und ihn tief fallen lassen. Beim Abwärtsflug gibt es dann aber für die Passagiere die ein oder andere Überraschung. Dadurch, dass Siniestro nicht den reinen Crash zelebrieren, gibt es dort dann das ein oder andere Überraschende auf die Ohrmuschel. Hier steckt sehr viel Humor und Kreativität drin. Für mich klingen ab und an die fantastischen Slayer oder Pantera durch. Freunde des Genres und solche, die mal fern von Köttbullar was wirklich Interessantes aus Schweden hören wollen, sollten mal hier reinhören. Kaufen könnt ihr das Album hier bei jpc.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
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Label: | Keine Daten vorhanden |