In unserer Reihe Vinylkeks4Nepal lassen wir die Bands und Unterstützer:innen der beiden Benefiz Vinyl Sampler “Help4Nepal Vol.1“ und “Help4Nepal Vol.2 – United We Stand” zu Wort kommen. (Können hier käuflich erworben werden) Die Sampler waren zunächst als Nebenprojekt des The Madness Pogo Festivals entstanden. Zwischenzeitlich wurde daraus ein eigenständiges Projekt: Das Child8Project. In Kooperation mit STELP e.V. Stuttgart wird mit dem Erlös der Sampler Geld für den Bau einer Schule und eines Wassersystem in Kathmandu / Nepal gesammelt. Detailliertere Informationen zu dem Projekt findet ihr außerdem hier im Interview mit Sascha, einem der Hauptinitiatoren.
Im heutigen Interview erzählt uns Joshi, Sänger und Gitarrist der Berliner Punkband ZSK wie die Band die Pandemiezeit erlebt, warum Punk und Solidarität zusammengehören und welche Themen ihnen dabei besonders am Herzen liegen. Viel Spaß mit dem heutigen Vinylkeks4Nepal Interview!
Hi Joshi, schön, dass Du Zeit für ein kurzes Interview hast! Fast genau ein Jahr ist es nun her, dass euer Album “Ende der Welt” erschienen ist. Habt ihr die neuen Songs schon einmal live spielen können?
Ja, wir hatten das Glück im Sommer eine handvoll Festivals und im Herbst 2 Klubshows spielen zu können. Das war ein krasses Glücksgefühl für uns (und das Publikum). Auf Tour sein ist für uns extrem wichtig und fehlt uns total.
Das kann ich sehr gut verstehen….2022 stehen einige Konzerte für Deutschland, die Schweiz und Österreich auf dem Plan – seid ihr richtig heiß oder ist das eher so eine verhaltene Freude mit angezogener Handbremse, weil ihr immer im Hinterkopf habt, dass die Konzerte doch wieder verschoben werden müssen?
Inzwischen sind wir total optimistisch, dass es bald alles wieder halbwegs normal wird. Insofern: wir sind heiß und haben tierisch Bock endlich wieder Konzerte zu spielen. Wir haben schon knapp 40 Shows geplant und es werden noch ein paar mehr. Wird genial!
Darauf freuen wir uns! Was hat die Pandemie für Euch als Band verändert, wie hat sie euch persönlich beeinflusst und gibt es vielleicht sogar positive Aspekte?
Also positive Aspekte sehe ich wirklich keine. 100.000 Tote, allein in Deutschland. Das ist schon eine krasse Katastrophe.
Für uns war das – wie für alle Menschen – natürlich schwer auf all das zu verzichten, was wir so lieben und wovon wir ja auch leben. Diese ständige Unklarheit was nun passiert und das laufende Verschieben von Konzerten geht wirklich an die Substanz. Andererseits: wie könnten wir jetzt hier rumjammern, wenn andere Menschen wegen Covid19 ihre Mutter, Tochter, Bruder, Onkel oder Freunde beerdigen mussten? Das kommt mir irgendwie falsch vor. Insofern vertreten wir eher den Standpunkt: war eine sehr harte Zeit und wenn alles durch ist, lassen wir es doppelt so laut und viel krachen. Mit dieser Perspektive kann man ganz gut leben.
Ja, das hast Du gut zusammengefasst, finde ich. Ihr habt euren Song “Food Not Bombs” von eurer Compilation „Wenn So viele Schweigen Müssen Wir Noch Lauter Schreien“ zum “Help4Nepal Sampler Vol.2 – United We Stand” beigesteuert. Der Erlös des Samplers unterstützt hilfsbedürftige Kinder in Kathmandu. In Zeiten wie jetzt, in denen viele Menschen scheinbar hauptsächlich an sich selbst denken, sind derartige Projekte wichtiger denn je. Wonach entscheidet ihr, welche Projekte ihr unterstützt und wie wichtig ist es euch als Band, eure Reichweite für Themen wie diese zu nutzen?
Wir kriegen extrem viele Anfragen für Solikonzerte und Benefit-Sampler. Uns ist es ganz wichtig da nicht wahllos alles zu machen. Dann wird es irgendwann beliebig. Wir schauen immer sehr genau wer das macht, was die Idee ist und wie wir dann am besten helfen können. Bei Help4Nepal kannten wir ja schon den ersten Teil und waren sehr von dem Konzept begeistert. Da fiel die Frage nicht schwer. Echt eine gute Sache!

Würdet ihr sagen, Solidarität ist etwas, was die Punkszene im Besonderen ausmacht?
Absolut! So haben wir das gelernt, als wir mit 13/14 Jahren Punks wurden.
Und welche Möglichkeiten können (und sollten!) Bands, Fans und andere Akteur:innen der Szene nutzen, um Anliegen/Themen, die ihnen wichtig sind zu unterstützen und fördern?
Ich kann da nicht für andere sprechen, aber wir machen das, was wir am besten können: Musik. Da können wir mit unseren Konzerten und Texten auf Themen aufmerksam machen und unsere Reichweit nutzen, um Menschen zu aktivieren. Das klappt schon erstaunlich gut. Unsere Kein Bock Auf Nazis Kampagne ist beispielsweise riesengroß geworden. Das freut uns sehr.
Das ist wirklich toll! Welche Themen sind Euch denn als Band besonders wichtig?
Ich habe schon immer einen starken Gerechtigkeitssinn. Ich würde mir sehr wünschen, dass die Welt für alle Menschen gerechter und lebenswerter wäre. Das klingt erstmal natürlich utopisch, aber ich glaube fest daran, dass man im Kleinen einiges im Zusammenleben zum Guten Verändern kann. Das fängt schon mal damit an, dass es aufhören muss, dass Neonazis alle paar Monate Menschen erschießen, verbrennen oder zu Tode prügeln. Heißt für uns: wir unterstützen den Kampf gegen die militante Neonazis-Szene und den parlamentarischen Arm des Faschismus in Form der AfD, mit allem was wir haben.
Genauso muss man sich aber natürlich fragen, warum die EU jeden Tag Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt und gleichzeitig private Rettungsschiffe drangsaliert. Und auch Tierrechte und Klimakatastrophe beschäftigen uns viel. Es gibt einiges zu tun…
…und alle können ihren Teil dazu beitragen! In unserer Interviewreihe “MusInclusion” auf Vinylkeks und im Punkrockers Radio befrage ich diverse Interviewpartner:innen zum Thema Barrierefreiheit und Teilhabe vor, auf und hinter den Bühnen der Szene. Habt ihr euch schonmal mit diesen Themen beschäftigt? Habt ihr eine Idee, was ihr als Band dazu beitragen könntet, um sicher zu gehen, dass auf euren Konzerten Menschen mit Behinderung selbständig und gleichberechtigt teilnehmen können?
Da haben wir mit den Klubs in denen wir spielen bislang zum Glück nur gute Erfahrungen gemacht. Wann immer sich beispielsweise Rolli-Fahrer:innen bei uns melden, kriegen wir das mit den Konzerten und Begleitperson gut geregelt. Wir hatten auch schon crowdsurfende Rolli-Fahrer:innen. Das war krass gut.
Beim Thema Teilhabe finde ich übrigens auch Kinder wichtig. Kinder fangen ja immer früher an Musik zu hören und eben manche auch ZSK. Aber spätabends zu einem Konzert gehen ist halt für die allermeisten nicht drin. Wir haben deshalb bei der letzten Berlinshow Nachmittags ein kostenloses Kinderkonzert gespielt. Für so 40 Kids plus Eltern. Das war super. Sowas wollen wir bald wieder machen. Die Kids brauchen Lärm!
Yeah, denn die Kids sind okay!!!
Ich liebe Tapes – und deswegen wünsche ich mir von jeder Band, ganz uneigennützig, eine Mixtape Playlist (5-10 Songs). Von Euch hätte ich gerne eine Playlist mit dem Titel “Forever Drosten Ultras”
Sehr gerne!
Dragged Under – Chelsea
Transplants – DJ, DJ
Sham 69 – It the kids are united
Rancid – Timebomb
Worthwhile – Unlovable
Much the Same – Passenger
Goldfinger – Open your eyes
Good Riddance – Weight of the world
Vielen Dank Joshi für Deine Zeit und Alles Gute für eure anstehende Tour, bleibt gesund!