Grow Grow kommen aus Berlin und machen Musik, die irgendwo zwischen den Genres Noiserock, Screamo, Emo, Punkrock und Hardcore liegt.
Grow Grow singen, schreien, ächzen ihre Texte auf Deutsch und Grow Grow bringen mich schon beim zweiten Song zum Weinen. Und jetzt sitz ich hier und weiß nicht weiter. “Tiefer Riss” heißt der Song, der genau diesen bei mir aufreißt. Ein Text, versehen mit einer Fußnote. Eine Fußnote, die eine Triggerwarnung* gebraucht hätte. Aber hätte ich mir dann das Lied angehört, hätte ich mir den Text durchgelesen? Wahrscheinlich nicht. Also ist so besser. Auch wenn es mich zerfetzt. Weiß irgendjemand was ich meine? Wenn etwas so traurig ist, dass es schon wieder lohnenswert ist, sich damit zu beschäftigen? Weiß ich selbst, was ich meine?
Was für eine mutige Entscheidung, diesen Text so zu veröffentlichen, sein Privates so in die selbstgewählte Öffentlichkeit zu bringen. Aber dafür ist Musik doch im besten Fall da. Raus mit dem was dich beschäftigt, egal ob tieftraurig oder superfroh. Danke dafür.
CUT
Habe die Scheibe, die schon im September 2021 erschien und die ich im Dezember zur Besprechung erhielt, nicht mehr oft gehört. Hat mich zu sehr runter gezogen. Schlechte Laune hab ich auch so. Weltschmerz sowieso. Brauchte keinen Katalysator für depressive Grundstimmung.
Ist aber trotzdem eine gute Platte, denn die Musik ist gar nicht so noisig, wie oben genannter Genremix vermuten lässt. Es ist oft melodiöser Punkrock, die Gitarren sind nicht durchgängig schwer, sondern bieten häufig einen leicht verzerrten Sound, der mich immer wieder an Turbostaat erinnert. Vom Gesang aber nicht, der ist schon krasser, eine respektable Screamo-Röhre. Schreihals. Rauskotzer. Verzweiflungstäter. Für meinen Geschmack könnte gerne mehr gesungen und weniger geschrien werden, aber wer sich gerne im Screamo-Genre umhört, dem wird diese Stimme hier gefallen.
Die Lieder sind schon durchaus auf Komplexität angelegt, kein Song der sieben Titel umfassenden Schallplatte ist unter vier Minuten, trotzdem wirken die Songs nicht sperrig oder anstrengend, sie sind gut durchdacht komponiert.
Und dazu halt die Texte, die ich bestimmt nicht alle verstehe, bestimmt gar nicht alle verstehen kann und soll. Deshalb möchte ich hier gar nichts dazu zu schreiben, lest sie selbst und guckt, ob ihr damit was anfangen könnt. Ist halt weniger Storytelling, dafür mehr Seelenschau. Ich mag sie sehr und ziehe meinen Hut.
Meine Anspieltipps sind bereits erwähntes “Ein tiefer Riss” und “Wir waren Vampire”.
Die Herren bringen das Vinyl selbst heraus, es gibt eine white-splattered (50 Kopien) und eine schwarze Variante (150 Stück) und alle, die ein Faible für oben genannte Genres hat, sollte unbedingt mal reinhören. Unterstützt die guten Leute, die was zu sagen haben!
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*Triggerwarnung: Der Text zu “Ein tiefer Riss” behandelt das Thema “Stille Geburt”