In unserer Reihe Vinylkeks4Nepal lassen wir die Bands und Unterstützer:innen der beiden Benefiz-Vinyl-Sampler “Help4Nepal Vol.1″ (gibt’s hier zu kaufen) und “Help4Nepal Vol.2 – United We Stand” (VÖ im Juli) zu Wort kommen. Die Sampler waren zunächst als Nebenprojekt des The Madness Pogo Festivals entstanden. Zwischenzeitlich wurde daraus ein eigenständiges Projekt: Das Child8Project. In Kooperation mit STELP e.V. Stuttgart wird mit dem Erlös der Sampler Geld für den Bau einer Schule und ein Wassersystem in Kathmandu / Nepal gesammelt. Detailliertere Informationen zu dem Projekt findet ihr außerdem hier im Interview mit Sascha, einen der Hauptinitiatoren.
Im heutigen Interview hat uns Thomas von LOIKAEMIE ein paar Fragen beantwortet und unter anderem darüber gesprochen, wie es zu ihrem Mitwirken beim Help4Nepal Vinyl Sampler kam, wie sie als Band die Pandemiezeit erleb(t)en, und wie er zum Thema Barrierefreiheit in Konzertvenues steht. Viel Spaß beim Lesen!
Hallo Thomas, vielen Dank, dass Du Dir ein bisschen Zeit für unsere Interviewreihe nimmst. Zunächst würde ich gerne wissen, wie es zu Eurem Mitwirken am zweiten Help4Nepal-Sampler “United We Stand” kam. Welchen Song habt ihr beigesteuert und warum ausgerechnet diesen?
Hallo und vielen Dank für die Möglichkeit sich hier zu äußern.
Die Zusammenarbeit kam zustande, indem Sascha, der Logistiker hinter dem Sampler, ein Anfrage für ein Festival stellte, auf dem wir spielen sollten. Leider kam uns dann Corona in die Quere, aber so sind wir in Kontakt geblieben und irgendwann kam die Frage, ob wir nicht an diesem Projekt mitwirken wollen. Wir haben uns das Projekt angeschaut und zugesagt. Wir haben unseren Song “Good Night White Pride”, vom 2001er Album “III” nochmal neu aufgenommen, in ein frisches Gewand gepackt und dann dem Projekt zur Verfügung gestellt.
Warum diesen Song? Er hat die höchste internationale Reichweite und war somit Favorit. Den Song kennt weltweit fast jeder und er ist damit eine gute Werbung für das Projekt.
Zuletzt habt ihr auf eurer Facebookseite, zu den Wahlen im Juni in eurer Heimatstadt Plauen, Aufklärung über einen Bürgermeisterkandidaten betrieben, der mit der Querdenker- / Coronaleugnerszene in Verbindung gebracht wird. Während in Nepal zwischenzeitlich das Gesundheitssystem kollabierte, nutzen in Deutschland Leugner:innen die Pandemie, um u.a. politische Ziele zu erreichen. Wo denkt ihr, wird das noch hinführen? Was könnte und müsste, eurer Meinung nach, jede:r einzelne von uns tun, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern?
Ich finde, dass die Frage nicht einfach zu beantworten ist. Dafür ist es notwendig seine eigene Einstellung zu aktuellen politischen Themen oder aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen zu hinterfragen. Wir selbst sind da etwas zwiegespalten. Zum einen denkt man sich, “Scheiß doch auf die ganzen Idioten”. Wenn sich alles wieder einrenkt gibt es auch keinen Nährboden mehr. Zum Anderen ist es aber so, dass einem das Messer in der Tasche aufgeht. Diesem geifernden Pöbel hat man kaum etwas entgegenzusetzen. Da greifen nur Mittel und Methoden, die schon immer schwierig, aber dafür sehr wirksam waren.
Wir können nicht sagen wohin das führt. Eines ist aber sicher. Wenn Aufklärung und Bildung keine Chance mehr haben, gibt es nur noch eine Antwort. Ergo. Jedem sollte sein to do klar sein.
Und wenn man es mal ganz genau nimmt und einfach denkt, ist es doch wieder einfach. Jeder sollte sich solidarisch verhalten, zumindest so, wie man möchte, wie mit einem selbst umgegangen wird. Impfen lassen, aufeinander achten und aus einer Maske kein Politikum machen, macht man ja bei der Gurtpflicht im Auto auch nicht.
Wie waren für Euch als Band die letzten Monate – Konntet ihr die Zwangspause kreativ nutzen? Habt ihr dieses Jahr schon Konzerte gespielt und wenn ja, wie war das für Euch nach der langen Durststrecke?
Die Beschränkungen während der Pandemie hatten nur insofern Auswirkungen auf uns, dass wir anfangs gar nicht und später wieder öfter geprobt haben. Diese Phase kreativ zu nutzen war natürlich ein Ziel, allerdings kann man Kreativität nicht erzwingen. Im Moment treffen wir uns regelmäßig und arbeiten an einem neuen Album.
2020 haben wir das letzte Konzert gespielt. Das war im Hamburger Überseehafen. Es war für 1000 Menschen bestuhlt und welche Überraschung? Keiner saß. Logisch. Die Erfahrung daraus ist, die Pandemie sollte tatsächlich erst beendet sein, um ein Punkrockkonzert mit dem richtigen Feeling genießen zu können. Es war schön zu spielen, die Leute hatten Bock aber kaum einer würde es nochmal machen. Vielen Dank an der Stelle an den Sam vom Monkeys Music Club in Hamburg.
2014 hattet ihr euer vorerst letztes Konzert in Leipzig gespielt – bis ihr 2019 wieder zurück auf die Bühne gekehrt seid. Was waren die Gründe für das Ende und wusstet ihr damals schon, dass es eines Tages weitergehen wird? Was hat letztendlich dazu geführt, dass ihr wieder zusammengefunden habt?
Für das Ende 2014 gab es nicht DEN einen Grund. Viele Dinge sind zusammengekommen. Ausschlaggebend war letztlich, dass Thomas in Rostock wohnte und auf Grund des Weges, die Band nicht mehr so oft proben und spielen konnte. 2019 zog er dann nach Leipzig zurück, die Band hat sich wieder lieb und es gibt keinen Grund mehr keine Band zu sein. Wir haben Bock, die Menschen haben Bock und anscheinend haben wir vielen gefehlt.
Was sind Eure Pläne für die nächste Zeit? Wird es ein neues Album geben und wenn ja, welche Themen erwarten uns in den Songs?
Wir wollen natürlich in erster Linie Konzerte spielen. Die wenige Zeit, die uns dafür bleibt, müssen wir allerdings sinnvoll nutzen, weil wir an einem neuen Album arbeiten. Thematisch werden wir uns kaum verändern, vielleicht ist der ein oder andere Text erwachsener und vielleicht gibt es auch die ein oder andere Überraschung. Was noch so kommt könnte für Sammler interessant sein. Dazu später auf unseren Kanälen mehr.
Aus meiner Interviewreihe “MusInclusion” habe ich eine Frage von Lisa&David (Sit’n’Skate) mitgenommen, die ich in dieser Interviewreihe als “Kernfrage” allen Bands stelle, da ich denke, dass diesem wichtigen Thema bisher viel zu wenig Platz in der Szene eingeräumt wurde: Ist Euch bewusst, dass es Venues in Deutschland gibt, in denen Menschen mit Behinderung (in diesem Fall Rollstuhlfahrer:innen) kein Einlass gewährt wird (Begründung z.B. Brandschutz), d.h., dass sie vielleicht auch Eure Konzerte nicht besuchen können? Habt ihr Euch als Band schon mal mit dem Thema Ableismus (=Diskriminierung von Menschen mit Behinderung) in der Musikszene auseinandergesetzt?
Dass es für Menschen mit Behinderung oft schwieriger ist, als für Menschen ohne diese Behinderung, wissen wir. Das hat man ja auch in seinem privaten Alltag und sieht die Hürden. Das z.B. Rollstuhlfahrern der Zutritt verweigert wird, wegen Brandschutz, ist uns neu. Oft hatten wir schon Rollifahrer auf und vor der Bühne und oft hatten wir Anfragen, ob dies auch möglich sei. Wenn man länger darüber nachdenkt warum das so ist, dass Rollifahrer keinen Einlass bekommen, kommt man zu dem Schluss, dass es Aufgabe der Politik wäre (wie so oft) diese Missstände abzuschaffen. Als erwachsener Mensch weiß ich natürlich, dass das nicht passieren wird, also muss man sich Alternativen überlegen. Wir sind offen und stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Wer unsere Konzerte besuchen möchte, und dem eine Einschränkung als Hinderung im Wege steht, der soll sich an uns wenden, damit wir gemeinsam schauen können, wie man solche Sachen umsetzen kann.
Ich wünsche mir von jeder Band eine Mixtape-Playlist. Da ich gesehen habe, dass ihr kürzlich auf Facebook eure erste Veröffentlichung auf MC von 1995 gepostet habt, wünsche ich mir von Euch ein Tape mit dem Titel “Mixtape – Meine Lieblingsbands 1995”
Das ist mal eine Aufgabe. Da muss ich erstmal schauen wie man das technisch umgesetzt bekommt. Du hörst von uns….
Vielen Dank für das Interview, Thomas! Alles Gute für Euch und viel Erfolg für die neue Platte!