Nach ihrem 2020er Release “Blackness” (die Review könnt ihr hier nochmal nachlesen), meldet sich das Kölner Quartett Alpentines mit ihrem dritten Album “Third Floor” zurück.
Was wohl wäre, wenn zum Beispiel das Museum Ludwig eine dritte Etage hätte? Was würde man da finden? Genau diesem imaginären, kreativen Potential geht “Third Floor” nach. Hier geht es um Sehnsuchtsorte, reale, virtuelle und elysische – und wie sich diese auf die Künstlerschaft und ihr Schaffen auswirken. Es geht um Reisen in echt und Reisen in Gedanken, um den Ozean (Oceans, eine großartige, ruhige Nummer), ums Spüren an Orten und in Momenten, ums Wahrnehmen und auch einfach um Gefühle. Keine schlechten Gefühle, in keinem einzigen Takt. Hier und da kleine, dunkelblau melancholische Einschübe, aber die mögen sie so. Die Alpentines mögen es, wenn ihre Songs atmen können, wenn sie verzaubern, wenn sie gradlinig Stimmungen transportieren. Aber sie mögen es auch zu fordern und bisweilen zu irritieren.
Doch da ist noch mehr: Drei Sekunden dauert die Zeitspanne, die vom Bewusstsein zur Gegenwart zusammengezogen werden. Das “Jetzt” dauert also – wissenschaftlich gesehen – drei Sekunden. Und die Musik der Alpentines mag ausufernd sein, groß werden und klein werden in Spannungsbögen, die sich auch mal über sechs Minuten erstrecken, aber diese drei Sekunden der Wahrnehmung des “Jetzt” sind das Grundmotiv, von dem aus sich Kay Lehmkuhl textlich durch die Songs bewegt, die er als in Songform gegossene Emotions-Experimente bezeichnet.
Nun ja, keine leichte Kost, könnte man denken, aber das stimmt nur teilweise. Und was kann man von einer Band schon erwarten, deren Mitglieder im Indie der 00er-Jahre zuhause und geboren sind und mit Mitte Vierzig immer noch Musik machen. Sie machen Musik für sich. Musik als Selbstzweck; einfach, weil sie wollen, können, sollen und Spaß daran haben, ihre Vision von Avantgarde- und Art-Pop umzusetzen, in jedem Song aufs Neue und in jedem Song anders. Dabei klingen sie wie die 1970er Genesis oder erinnern an Pink Floyd. Große Fussstapfen! Eigentlich sind die Alpentines viele Bands, denn Genre-Grenzen scheinen sie nicht zu kennen, und der Tellerrand ist längst kein Hindernis mehr.
Das Artwork erinnert auch an die 70er Jahre Artrock/Progressive Zeit. Die Innenhülle ist leider nicht gefüttert. Eine Textbeilage ist nicht vorhanden.
Bestellen könnt ihr “Third Floor” der Alpentines über deren Bandcamp Seite.