Von “Frauen im Musikbusiness” seid ihr ja inzwischen Überlänge gewohnt. Dann freut euch, denn heute gibt es tatsächlich mal ein kurzes knackiges Interview, das ich mit der Dark Punk Band TOTENWALD aus Berlin führen durfte. Letzte Woche hatten wir Mephi von DAILY THOMPSON hier im Interview, dafür müsst ihr euch etwas länger Zeit nehmen, es lohnt sich auf jeden Fall beides!. Bleibt gesund und bis nächste Woche!
Heyho alle zusammen, cool, dass ihr Zeit habt! Ihr seid eine Dark Punk Band namens TOTENWALD aus Berlin, richtig? Was hat euch dazu bewogen, mit der Musik anzufangen? Habt ihr vorher in anderen Bands gespielt? Vielleicht könnt ihr uns etwas über das allererste “Totenwald”-Konzert erzählen…
Hi Chrissi, danke für das Interview! Wir sind Trish (Sängerin) und Ruby (Saxophon und Hintergrundgesang), die beiden Frauen von Totenwald.
Trish: Als ich aufwuchs und Punkrock hörte, bewunderte ich immer diese mutigen, erstaunlichen Frontfrauen wie Poly Styrene, Beki Bondage oder Nina Hagen und wünschte mir, ich wäre es, die dort auf einer Bühne rockt und schreit.
Ruby: Ich habe schon immer Musik gemacht und gesungen seit ich ein Kind war und wusste, dass das meine Leidenschaft ist. Ich wollte immer in einer Band spielen und das ist dann auch passiert, höhöhö. Trish und ich haben vorher nie in einer anderen Band gespielt.
Trish: Vor unseren ersten beiden Konzerten im Jahr 2014 war ich extrem nervös. Hamburg war eine Sauerei, aber das war nur das Warm-up. Am Tag danach haben wir in unserer Heimatstadt Berlin gespielt und es war ein Knaller. Seitdem war ich nie wieder nervös vor einer Show, jetzt fühlt es sich für mich ganz natürlich an, auf der Bühne zu stehen.
Das klingt ermutigend! Was denkt ihr sind die Gründe, warum im Punkrock immer noch mehr Männer als Frauen auf der Bühne stehen?
Wir wissen es nicht, sag du es uns!

Vielleicht ein andermal 😉 Heute gehts um euch. Habt ihr wegen eures Geschlechts schon mal negative Erfahrungen auf Konzerten gemacht, wurdet nicht ernst genommen oder musstet euch mit sexistischen Übergriffen auseinandersetzen?
Klar haben wir negative Erfahrungen gemacht, wie jede Frau in der Musikszene, denken wir, aber eigentlich nicht allzu viele. Wann immer es passierte, lag es meist daran, dass einige Leute die Botschaft hinter unserer Attitüde nicht verstanden haben, die eine Zelebrierung von Freiheit und Vielfalt ist, und einfach jede Frau, die ein bisschen mehr als die Norm ist, als ein Objekt abstempelten, das keinen Respekt verdient.
Wie hat sich eurer Meinung nach die Position der Frauen im Musikbusiness in den letzten 10 Jahren verändert? Habt ihr eine Art “Turning-Point” in eurer Arbeit erlebt?
Vor 10 Jahren waren wir Teenager, also können wir nicht sagen, wie es sich in den letzten 10 Jahren verändert hat. Unsere Band gibt es jetzt seit 6 Jahren und unsere Position darin und in der Szene war immer in Ordnung. Es hat keine Art von “Wendepunkt” gegeben.
Seien wir mal ehrlich: Corona trifft uns im Veranstaltungsgeschäft alle – wie sah und sieht es für euch und eure Projekte für 2020/2021 aus? Wie wird es danach weitergehen?
Wir mussten alle unsere Gigs absagen, einige, auf die wir uns wirklich gefreut haben, wie z.B. beim Puntala Rock Festival in Finnland zu spielen und es war auch nicht der beste Moment, um unsere neue EP zu veröffentlichen. Aber im Vergleich zu anderen Bands, die Sachen wie große Touren in Übersee absagen mussten, hatten wir doch noch irgendwie Glück. Wir haben uns entschieden, diesen Moment zu nutzen, um ein neues Musikvideo zu drehen, ein Video für unseren Song “Black Drops”, der bald erscheinen wird, um wenigstens etwas kreativen Output zu haben. Wir hoffen natürlich, dass es bald wieder möglich sein wird, Shows zu spielen, aber wer kann schon sagen, was in diesen beschissenen Zeiten passieren wird?!
Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde noch 2020 geführt und das Video zu “Black Drops” sowie die EP “Forward to the Past” sind inzwischen auf Bandcamp und als Vinyl erschienen:
Bezeichnet ihr euch als Feministinnen und wenn ja, was bedeutet das für euch?
Natürlich tun wir das. Für uns bedeutet Feministin zu sein nicht, Männer zu hassen und Rasierprodukte wegzuwerfen, es geht um Freiheit und Gleichheit, darum, für uns selbst einzustehen und unsere eigenen Rechte zu verteidigen. Wir denken, dass jede Frau etwas für die Sache tun kann, wir schreiben Songs und haben die Möglichkeit, manchmal auf der Bühne zu stehen, also versuchen wir, alle, die uns zuhören, zu ermutigen und zu motivieren, keine Angst mehr zu haben, ihre Ziele zu erreichen und sie selbst zu sein, was auch immer das für sie bedeutet.
Was haltet ihr von “Girls Only”-Veranstaltungen wie Jam Sessions?
Wenn es sich um Veranstaltungen handelt, an denen nur Frauen teilnehmen dürfen, haben sie für uns persönlich keine besondere Bedeutung, aber wir verstehen, wie wichtig es für manche Leute ist, einen sicheren Raum zu schaffen.
Auf welche Veranstaltungen in der Zukunft freut ihr euch besonders? Gibt es etwas, das ihr unbedingt erleben möchten?
Wir hoffen, dass wir eine Tour in Mexiko machen können und vielleicht noch eine Tour in den Staaten, generell ist das Touren in weit entfernten Ländern aufregend und macht Spaß.

Wir drücken die Daumen! Gibt es noch andere Projekte speziell für Frauen im Musikbusiness, die ihr unseren Lesern empfehlen möchtet?
Keine Ahnung, wirklich nicht.
Habt ihr noch eine Botschaft für unsere Leser*innen, die ihr hier teilen möchtet oder etwas anderes, das ihr gerne beantworten würdet?
Gib niemals auf, folge deinen Träumen, verbreite Liebe und sei fröhlich und blablabla.
Alles Gute, Trish & Ruby 😉
Danke euch beiden für das Interview!
Original-Interview in Englisch:
Heyho girls*, great to have this interview with you! You are a Dark Punk Band named “Totenwald” from Berlin, right? What was your decision to start with music? Did you play in other bands before? Maybe you can tell us about the very first “Totenwald” concert and your feelings about it.
Hi Chrissi, thanks for interviewing us! We’re Trish (singer) and Ruby (saxophone and back vocals), the two women in Totenwald.
Trish: Growing up listening to punk rock I always admired those bold, amazing front women, such as Poly Styrene, Beki Bondage or Nina Hagen and wished it was me rocking and shouting on a stage.
Ruby: I always played music and sang since I was a child and knew that that’s my passion. I always wanted to play in a band and that’s what happened, höhöhö. Trish and I never played in any other bands before.
Trish: Before our first two concerts in 2014 I was extremely nervous. Hamburg was a mess, but that was just the warmup. The day after we played in our hometown Berlin and it was a blast. Since then I’ve never been nervous before a show again, now it feels natural to me to be on stage.
What do you think are the reasons why there are still more men than women on stage in punk rock?
We don’t know, you tell us?!
Have you ever had a negative experience at concerts because of your sex, were not taken seriously or had to deal with sexist assault?
Sure we have had negative experiences, as any woman in music scene we think, but not too many actually. Whenever it happened it was mostly because some people would not get the message behind our attitude, which is a celebration of freedom and diversity, and just labeled every woman who’s a little more outragious than the norm as an object not worthy of respect.
How do you think the position of women in the music business has changed in the last 10 years? Have you experienced a kind of “turning point” in your work?
10 years ago we were teenagers, so we can’t say how it has changed within the last 10 years. Our band’s been existing for 6 years now and our position in it and the scene has always been fine. There hasn’t been any kind of “turning point”.
Let’s be honest: Corona hits us to the core in the event business – how does it look for you and your projects for 2020/2021? What will happen afterwards?
We had to cancel all of our gigs, some that we were really looking forward to, like playing at the Puntala Rock Festival in Finland and neither has it been the best moment to release our new EP. But compared to other bands, who had to cancel stuff like big tours oversea, we were still kind of lucky after all. We decided to use this moment to shoot a new music video, a video for our song “Black Drops”, which will be out soon, to at least have some creative output. We of corse hope it will be possible to play shows again soon, but who can say what will happen next in those shitty times?!
Do you describe yourself as feminists and if so, what does that mean to you?
Of corse we do. For us being feminist doesn’t mean hating men and ditching shaving products, it’s about freedom and equality, about standing up for ourselves and defending our own rights. We think every woman can do a little something for the cause, we write songs and have the opportunity to be on stage sometimes, so we try to encourage and motivate who listens to us to stop being afraid, reach their goals and be themselves, whatever the hell that means for them.
What do you think about “girls only” events like jam sessions?
If we are talking about events where only women are allowed to attend they don’t have a particular meaning for us personally but we do understand the importance for some people to create a safe space.
What events in the future are you particularly looking forward to? Is there something you really want to experience?
We hope to be able to make a tour in Mexico and maybe another States tour, generally touring in far out countries is exciting and fun.
Are there any other projects especially for women in the music business that you would like to recommend to our readers?
No idea, really.
Do you have a message for our readers that you would like to share here or something else that you would like to answer?
Never give up, follow your dreams, spread love and be merry and blablabla.
Alles Gute, Trish & Ruby 😉
Thx!