Was gibt es Schöneres, als bei ekligem Regenwetter die schwäbische Kehrwoche erledigen zu müssen? Richtig: Flankiert von Kaffee und Taperecorder im Trockenen zu sitzen und ein Tape aus dem Hause Kloppstock Records zu reviewen. Also prokrastiniere ich das Unangenehme (den Besen) einfach weg und setze mich an die Tastatur.
Freecharge heißt die Psychobilly Band aus Japan, mit der ich die Tapemaschine jetzt füttere. Ich würde euch gern mehr über die Band erzählen, aber außer, dass das Quartett aus der Stadt Ise stammt, das Tape in einer 66er Auflage produziert wurde (mir liegt hier Nr. 29 vor) und das Artwork von einem Künstler namens LAZID stammt, finde ich nichts. Nun denn.
Aus dem Einleger erfahre ich zumindest die Namen der Musiker: Yuta, Keita, Hiraga und Yu-Shi liefern hier eine 10″ mit 5 Knallern ab (auf letzteres bin ich selbst gestoßen, ein Hoch auf meine Genialität).
Ach ja, schön entspannt wackle ich schultertanzend in “Limited Time”. Doch der Schein trügt, der Song entwickelt sich in eine wahre Hetzjagd. Geil, wie die gepresste, giftig-gehässige Stimme mit der quietschenden Gitarre konkurriert und die Drums zwischen Galopp und Schritt-Tempo wechseln. Das wirkt alles so unverschämt lässig und spontan und trotzdem dabei extrem on point.
In “Burn Your Life” bleibt am Ende nur Asche übrig, nachdem der Bass vorher Alles niedergeslappt und der Sänger den letzen lebenden Rest darnieder gebrüllt hat, ein Liedchen mit Takt zum Tanzen – Nicht (also WENN es jemanden gibt, die/der dazu tanzen kann, möchte ich bitte ein Video davon, bitte!).
Bei Lied Nummer 3 handelt es sich um einen wilden Mix aus Stilelementen, zumindest gibt es hier Teile im Stück, bei denen der Petticoat zum Wippen gebracht werden könnte. Aber auch der Ansatz vorsichtigen Bangens wäre an der ein oder anderen Stelle nicht unangebracht. Klingt nach Gemetzel, “Bloody River” halt.
“The Watcher” verschafft uns eine kleine Atempause – aber auch nur die ersten paar Sekunden. Im Gegensatz zum Vorgänger fast leichtfüßig (haha) obwohl ALLES daran sich die Bezeichnung “Psycho” redlich verdient hat.
„Batz Virus Infection“ würde ich am ehesten als “klassisch” und “unaufgeregt” bezeichnen, da er tatsächlich relativ strukturiert wirkt – was in keinster Weise wertend gemeint ist, aber insgesamt definitv das aufgeräumteste Lied auf der EP.
Also, Zeit für ein Fazit: Hier bekommt ihr ein hochexplosives Tape von Freecharge, das derart abwechslungsreich, kraftvoll, düster und crazy klingt, dass es in keiner gut sortierten Kassettenschublade (auch nicht in den chaotischen, hüstel…) fehlen darf. Ihr bekommt es direkt über Kloppstock Records, also Flat sortieren und nix wie los!