Nachdem im Vinylkeks letztes Jahr das erste fantastische Album “Songs of Blood and Liberation” besprochen wurde, ein Interview im Vinylkeks in der Rubrik MusInclusion sowie eine Vinylsünde erschien, wurde es ein wenig ruhig und GRIND. Nun können wir wieder erste Lebenszeichen von GRIND auf Social Media erkennen. Das hat unserem Redakteur Lagartija Nick keine Ruhe gelassen und er hat mit dem Gitarristen Bent Knudsen ein Interview zum Stand der Dinge geführt, das doch ein paar erstaunliche Dinge über eine Band zu Tage brachte, die über das ganze Land verstreut ist.
Wie man via Instagram und Facebook mitbekommt, arbeitet ihr zurzeit am nächsten Album. Kannst du schon was über die neuen Songs sagen?
Zuviel Konkretes wird nicht verraten, aber wir werden definitiv weitere Facetten von GRIND zeigen und nicht das erste Album nochmal aufnehmen. Es wird sehr abwechslungsreich werden, sowohl vom Songwriting als auch von den Sounds – eine harte und anspruchsvolle Platte.
Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel für das – oft als das schwerste dargestellte – zweite Album. In diesem Zusammenhang, interessiert uns, wie schwer ist der Austausch zwischen den Präsenzterminen? Was ist wichtig? Was ist zu berücksichtigen? Ich meine, wie schafft man es, dass alle zum Sessiontermin kommen und das gleiche Niveau haben?
Wir arbeiten diesmal viel mehr mit Datenaustausch und sind dementsprechend recht gut auf die langen Probenwochenenden vorbereitet. Da werden im Vorfeld Riffs oder ganze Songideen mit dem Computer aufgenommen, Playthrough-Videos und Tabs ausgetauscht, so dass wir im Proberaum nicht unnötige Zeit darauf verwenden, Riffs zu lernen. Die können wir dann bereits und konzentrieren uns rein auf das Arrangieren. Das macht die ganze Sache unglaublich effizient. Nach zwei Sessions haben wir bereits 10-11 Songs. Wir können also viele Songs schreiben, aufnehmen und am Ende auswählen, was auf das Album kommt.
Das klingt nach einer optimierten Arbeitsweise, die auf den Erfahrungen der Erstellung des ersten Albums basiert. Würdest du also sagen, ihr habt euch in der Kooperation in Hinblick auf das Debut noch verbessert?
Ich denke schon. Im Vorfeld der ersten Platten gab es kaum Erfahrung mit der Situation. Wie gehen wir mit der räumlichen Trennung um, welche musikalische Richtung schlagen wir ein, wie soll es klingen usw.? Da gibt esheute eine klarere Vorstellung. Zudem hat unser Drummer Ulf mit seiner Band Raw Ensemble einen Proberaum, der komplett mikrofoniert ist. Wir können da sehr gute Demoaufnahmen mit nach Hause nehmen und dann dort die Songs weiter üben. Das war bei der ersten Platte nicht so. Da musste eine Handyaufnahme reichen.
Wow! Das klingt wirklich nach absolut professioneller Arbeit. Was genau passiert dann mit diesen Demoaufnahmen?
Üben, üben, üben! Die Parts müssen sitzen, wenn es irgendwann ums Einspielen der Platte geht. Während Rene und ich die Gitarrenparts aufteilen können, muss beispielsweise unser Bassist schlussendlich alles draufhaben. Deshalb legt er besonders Wert auf anständige Aufnahmen, um sich vorzubereiten und um Bassideen ausprobieren zu können. Nur selten wird im Nachhinein noch was an den Songs verändert. Es kann aber sein, dass ein Bandkollege nach zwei Wochen intensiven Hörens mit dem ein oder anderen Übergang unzufrieden ist oder noch eine Idee hat. Das wird dann besprochen.
Klingt für mich nach einem Konzept, wie man es trotz räumlicher Entfernung und Einschränkungen durch Corona schaffen kann, ein Bandprojekt zu leben und gemeinsam an den Dingen zu arbeiten. Obwohl alle GRINDs in Beruf und Familie stecken, habt ihr als Band ein fantastisches Debüt aufgenommen. Ist diese Art der Realisierung ein bewusster Schritt gewesen oder eher ein zufällig gefundener, erfolgreicher Weg?
Letzteres vermute ich. Wir treffen uns aus logistischen Gründen nun mal selten zu längeren Wochenenden und waren deshalb von Beginn an gezwungen am Ende so eines Wochenendes mit Ergebnissen aus dem Proberaum zu kommen. Was man dem Debut wahrscheinlich auch anhört, nichts ist totarrangiert oder verkopft und das liegt daran, dass man bei unserer Arbeitsweise irgendwann den Sack eben zu machen muss, um sich zu sagen: „Reicht – 2 Minuten, der Songs ist fertig.“
Das klingt jetzt alles so nüchtern und reflektiert: Ich denke, es gehört jede Menge Disziplin und Toleranz dazu, um in einer solchen Konstellation erfolgreich zu arbeiten. Jetzt mal Hand aufs Herz, gab es Momente des Zweifelns, wo man ans Aufhören dachte? Oder zieht einen der Band-Spirit mit?
Wenn man zu viel über Chats kommuniziert, kann es passieren, dass irgendwann mal der Wurm drin ist, weil Gesagtes oder auch Nicht-Gesagtes falsch rüberkommt oder nicht alle zur selben Zeit dieselben Prioritäten haben. Wir haben uns dann vor einem dreiviertel Jahr zusammengesetzt, um gegenseitig auszuloten, wo wir als Band stehen. Dabei haben wir uns alle für ein weiteres Album ausgesprochen, da wir alle der Meinung waren, dass GRIND etwas Besonderes ist – das war die Quintessenz. Am Ende wollten wir alle das zweite Album unbedingt angehen, weil wir von den Song- und Riffideen schlichtweg so überzeugt waren.
Die Entscheidung zum zweiten Album nehmen wir natürlich gerne an und freuen uns jetzt schon wie Schnitzel auf ein entsprechendes Vinyl. Aber wie sieht es im privaten Leben aus? Wie reagiert euer Umfeld? Gibt es Verständnis für das Projekt GRIND? Unterstützung, Begeisterung oder auch mal kritische Worte?
Jetzt wo du fragst, kann ich mich in der Tat an nichts anderes erinnern als Unterstützung, Begeisterung und viele lobende Worte. Nun kann ich da nicht über das unmittelbare Umfeld der anderen sprechen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es bei den Bandkollegen ähnlich ist. Keine Frage, die ein oder andere familiäre Urlaubsplanung wurde durch GRIND nicht einfacher.
Ich denke diese Unterstützung ist der Schlüssel neben eurer langjährigen Freundschaft. Ferner gehört dazu, dass ihr eure familiären Verhältnisse nicht unnötig lange stresst und euch monatelang im Studio verkriecht. Das scheint tatsächliche eine völlig neue Art von Bandkonzept zu sein. GRIND sind nicht nur eine Band, sondern eine Moderne Art of Adult Relationship. Wie seht ihr das?
Nun wollen wir mal nicht übertreiben. Wir sind alte Freunde, die nochmal eine grindige Death Metal Band ins Leben gerufen haben. Unsere Treffen bestehen aus Musik machen, Musik hören, Bier trinken und Essen kochen. Besonders modern oder adult klingt das für mich nicht.
Im Rückblick finde ich schon, dass GRIND zu einer neuen Arbeitsweise gefunden haben. Wer weiß, vielleicht finden sich Nachahmer. In jedem Fall freuen wir uns auf baldige Veröffentlichungen dieser wirklich sympathischen Band.
Vielen Dank Bent für die offenen Worte.