Verehrte Leser*innenschaft! Voller Stolz und auch ein wenig Ehrfurcht präsentiert euch der Keks die berühmteste World-Music-Band aus dem wunderschönen St. Petersburg. Markscheider Kunst liegen auf dem Teller, die mit “Freedom” vergangenes Jahr ihren neuen Lonplayer auf 1000 Travels To Noise veröffentlicht haben. Zudem feiern sie dieses Jahr ihr 30. Bandjubiläum. Zwei Gründe, dieser Band an dieser Stelle etwas Aufmerksamkeit zu schenken.
Willkommen im Buena-Vista-Russian-Club! Deutscher Name, russische Band, tropisch heiße Musik. Schon verrückt. Aber dann auch wieder nicht. Der Name stammt aus der deutschen Bergmannssprache. Markscheider ist der Vermessungsingenieur, und dieses Fachgebiet studierten die meisten Mitglieder der Band, als sie sich in den frühen 1990ern kennenlernten.
Die sieben bis 13 Jungs zählen zu den populärsten Livebands Russlands, aber auch in Westeuropa sind sie viel unterwegs oder besser waren es. Seelenverwandte wie Manu Chao und The Skatalites haben Markscheider Kunst als Vorband gebucht und wenn man die ersten Klänge des Openers “Колыбельная” hört, weiß man auch warum. Vom ersten Takt an kommt die Band sehr sympathisch und warm daher, aber versteht es mit dem richtigen Mix aus Reggae und Ska der Hörerschaft einzuheizen.
Bei “Habana Cuba” lässt mich die Band komplett sprachlos zurück. Sanfter russischer Gesang gepaart mit karibischen Klängen – wie man sie vom Buena Vista Social Club beispielsweise kennt -, kombiniert mit dezenten E-Gitarren im Hintergrund. Grandios! So geht nicht nur Weltmusik, so macht sie auch richtig Spaß.
Anschließend wird es mit “Mapc” erschreckend seicht und man fühlt sich in einen Ferienclub versetzt, wo die karibische Band die nimmersatten Touris am überhaupt nicht ländertypischen internationalen Buffet begleitet, in der Hoffnung, dass der Abend schnell vorbei geht. Soviel Seichtheit muss man aber erstmal aufs Parkett legen können, ohne pausenlos vor Lachen auf dem Boden zu liegen. Ein Stück, was meiner Meinung nach unterstreicht, dass die Band auch Selbtironie beherrscht – zumindest hoffe ich das sehr.
Kurz zum Vinyl: In einer Auflage von 300 Stück kann man es direkt beim Label erwerben. “Freedom” ist als schwarzes und als weißes Vinyl erhältlich. Uns liegt die schwarze Version vor. Die Texte werden auf einem quadratischen Beileger mitgeliefert und dem Vinyl hat man eine gefütterte Innenhülle spendiert. Das ist leider immer noch sehr selten. Bei mir wird “Freedom” definitiv jetzt öfter ihre Runden drehen. Gönnt euch! Es lohnt sich.