Großes Klang-Kino
Ach…wieder mal ein gebrauchter Tag. Corona bedingter Zeitplan, Spagat zwischen Kinderbetreuung, Homeoffice und Präsenz-Office in der Fima. Stress mit dem Vorgesetzten, Stress im Rushhour-Stau, Stress im Supermarkt. Total ausgelaugt und ausgepowert zuhause angekommen. Was tun? Entspannen? Ja, gut jetzt…aber wie bitteschön?
Empfehlung des Hauses Vinyl-Keks: mit Marc Fischer’s Complete-Full-Line-Up Package „Six Days of Calm“ und dem bei Midsummer Records am 6.November 2020 veröffentlichtem Erstling „The Ocean´s Lullaby“.
Das Solo Projekt Six Days of Calm des Würzburgers hat es angeblich in sich und nimmt komplett instrumental mit auf eine emotionale, passionierte Fahrt in einen ungeahnten Gefühlsraum, erzählte man mir. Und gäbe mir sodann (hoffentlich) die ach so benötigte Feierabend Lockerung.
Na gut, kann nicht schaden, ich versuch das mal… In den Sessel gefläzt und die Lauscher gespannt aufgerichtet:
Die Platenspieler-Nadel setzt sich aufs babyblau kolorierte Vinyl und bereits der Opener „Breathe“ besticht sogleich mit behutsamen, unaufdringlichen Lauten. Glockengeläut aus dem Off, sanftes Stimmengewirr und leise Gitarrenzupfer die ganz langsam eine cineastische Atmosphäre aufbauen die sich dann in einen Klangschauer ergießt. Tatsächlich Freunde, so will ich abgeholt werden in den Feierabend, genau so!
Die Reise geht weiter mit einem recht spirituell anmutendem Gitarrenspiel. „Light“ versprüht einen traumhaften positiven Vibe und lässt der Seele und den Gedanken weiter freien Lauf. Normalerweise öffnen solch sphärische Melodien bei mir nicht wirklich schnell eine Tür. „The Ocean’s Lullaby“ hat jedoch scheinbar eine gewisse Magie, der ich mich einfach nicht entziehen kann.
Der Name des Albums, „The Oceans’s Lullaby“, ist Programm und entspannt mit Garantie. Eintauchen in eine Welt der Klänge die ins imaginäre Sternenmeer entführt wie eine Dusche der Entspannung und wie ein Erkenntnistrunk… Hey, die wesentlichen Dinge sind ja ganz andere. Ich werde so wunderbar auf die elementaren Dinge des Seins runtergebremst. Achtsamkeit! Das reine Sein selbst! Das Hier und Jetzt erleben und genießen! Ich gehe ganz in meinem Mantra auf …“ich sitze hier und höre Six Days of Calm, ich tauche ein in ein Universum des Sein-umhüllenden Klanges, ich sitze hier und höre Six Days of Calm…“ was solch Musik doch alles bewirken kann ;-).. Das Doppelalbum hat einen durchaus metaphysischen Touch.
Die Musik von Six Days of Calm wird auf diversen Internetplattformen gerne dem Genre Post Rock zugeschrieben. So einfach ist das nicht, da mischt sich viel Ambient und auch Metal mit zu. Die letzte Single Vorauskopplung vor dem Album Release jedoch, „The Final Notes“, wird der Schublade „Post-Rock“ meines Erachtens am ehesten gerecht. Der Track wartet mit begleitenden Banjo Klängen und sanften, malerischen Gitarrensoundteppich auf, aber auch mit schrägen Zerrriffs. I Love it.
Ein weiteres Ambient-Meisterwerk liefert Marc Fischer mit „Loss“. Auch wieder ein Stück, dass sich ganz langsam aufbaut und den Spannungsbogen fast schon bis zur Schmerzgrenze aufzieht, bis nach 5 Minuten 25 wird wieder großes Kino, breite Leinwand ausgefahren wird, instrumental zum Ende hin mit Tönen welche Walgesängen gleichkommen. „Loss“ rührt mich buchstäblich bis zur Gänsehaut und fast zu Tränen. Muss man gehört haben!
Dieses Album lässt mich schlussendlich tiefenentspannt und dankbar zurück. Toll, dass es solch großartige Musik gibt. Daumen nach oben und absolute Kaufempfehlung für alle die auch eine solche Klangdusche erleben möchten.
Das Vinyl ist wie geschrieben babyblau koloriert und das Innersleeve (unbedruckt) ist schlicht in weiß gehalten. Dem Doppelalbum liegt ein Beiblatt mit Credits und Linkinformationen bei. Ein Downloadlink ist dankeswerterweise ebenfalls mitgeliefert.
Wo könnt ihr euch das Vinyl und andere Tonträger besorgen? Direkt bei Midsummer Records zum Beispiel.
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