Den Titel finde ich schon mal super. Kann ich wunderbar nachempfinden, was allerdings vor allem daran liegt, dass Großstadtbedingt einfach kaum scheiß Sterne zu sehen sind. Kann aber natürlich sein, dass der Titel des neuen The Weather Station -Albums “How It Is That I Should Look At The Stars” auch ehr Metaphorisch gemeint ist, so in dem “nach de Sternen greifen”-Bild. Dann könnte man natürlich meinen, wozu nur schauen, besser zugreifen. Vielleicht bin ich aber gänzlich auf dem Holzweg und vielleicht finden wir, The Weather Station und ich das gemeinsam im laufe des Album noch heraus.
Es ist auf jeden Fall mal wieder ein zarter Hauch entspannter Musik und nicht so folkig wie wir es von The Weather Station kennen. (Wer nochmal wissen möchte wie das Vorgängeralbum “Ignorance” klingt, hier gehts zur Review von Stephan). Der zarte Hauch dieser warmen tiefen Stimme Tamara Lindemans begleitet das Klavier und man bemerke kaum, wo ein Song endet und der nächste anfängt, eh ich bei dem dritten Track “Taught” vom Saxophon aus den Gedanken gerissen werde. Und hier wird der Kern des Albums schon deutlich, Stärke und Schwäche zugleich. Nichts aus dem Album bleibt so wirklich hängen, es läuft durch und was nach rund dreißig Minuten bleibt, ist ein Gefühl. Die Verletzlichkeit, die in jedem Song mitschwingt und ihn ausmacht, ist so dermaßen angenehm, dass nach dem Hören es tatsächlich Zufriedenheit ist, was bleibt. Und aus diesem Grund höre ich die Platte wirklich gerne.
Geht man ein bisschen tiefer und schaut sich an, was die Platte thematisch abhandelt, dann bleibt mir die Zufriedenheit allerdings bitter im Hals hängen. Denn hier geht’s um etwas. Unbehagen schwingt in fast allen Texten mit, wenn man sie sich genauer anschaut. Und dieses Unbehagen reicht von Angst vor persönlichen Verlusten, Trennungen, bis hin zur Globalen Klimakrise und den persönlichen Verzicht. Wenn man nun nochmal “Endless Time” hört, dann ist es mehr Gänsehaut (nicht die von der guten Sorte), als Zufriedenheit, die sich ausbreitet. Ich bin beeindruckt von der Verletzlichkeit der hier Raum gegeben wird.
Diese Stimmung, die das Album verströmt ist sicherlich auch zurückzuführen auf die Art der Aufnahme. The Weather Station hat die Platte innerhalb von 3 Tagen Live in den Canterbury Music Studios in Toronto eingespielt. Tamara Lindemann und Co-Produzent Jean Martin übernahmen Klavier und Gesang. Der Rest der Band spielte dazu improvisiert die Begleitung ein, bestehend unter anderem aus Gitarre, Kontrabass, Saxophon, Klarinette und Flöte. So entstand dieser schwebende, fließende Klang, so erklärt sich auch das ineinander fließen der Songs.
Eh dieses Album jetzt wirklich rauskam hat es einen ganze Weile gedauert, wurde es doch schon im März 2020 aufgenommen, doch die Pandemie, die genau in diesen drei Aufnahmetagen die Welt zum Stillstand zwang, zwang auch The Weather Station die Veröffentlichung zu verschieben. So kam es, dass das zwischen dem (physischen) Release des letzten Album “Ignorance” und “How Is It That I Should Look At The Stars” nur rund ein halbes Jahr liegt. Nun sind sie auch auf Tour wo sie Songs der beiden Platten spielen werden, auch mit Terminen in Europa und Deutschland. Alle Daten findet ihr hier.
“How Is It That I Should Look At The Stars” gibt es als limitiertes goldenes Vinyl wie es mir vorliegt, oder als schwarzes Vinyl und ist am 04. März auf Fat Postum erschienen. Erhältlich ist es unter anderem hier und Freunden der leiseren Töne zu empfehlen.